Anekdoten und Stilblüten aus unserer AG

Davit verhaspelt sich etwas und kann sich nicht entscheiden, ob er von einer "ungeschützten" oder einer "ungedeckten" Figur sprechen will. Heraus kommt eine "ungeschickte Figur".


Rasmus ist bei einem der ersten Turniere mit Schreibpflicht. Nach der Partie präsentiert er dem Trainer ein leeres Formular und die Erklärung: "Neben mir saß ein Linkshänder. Da war kein Platz zum Schreiben." Tja – manchmal muss man auch beim Schach die Ellenbogen einsetzen.


Die Wahrnehmung des eigenen Alters kann schon mal recht subjektiv sein. Kurz hintereinander gab es zwei amüsante Dialoge:


Zur Vorbereitung auf den Tag der Offenen Tür werden ganz viele Schachbretter aufgebaut. Natürlich ist nicht in jedem Beutel ein genau passender Figurensatz. Da fragt Annika den Trainer: "Herr Binder, wo sollen wir denn die Figuren hin tun, die wir zu viel oder zu wenig haben?"


Der Trainer hat sich längst daran gewöhnt, dass seine Schützlinge kaum reguläre Emails lesen, dafür aber bestens über die sozialen Netzwerke erreichbar sind. So wurde er ungeduldig, als sich Florian für einige Zeit nicht in facebook blicken ließ, wollte er ihn doch an einen Termin erinnern.
Als man sich dann traf, fragte er den Schüler: "Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, du warst so lange nicht in facebook." – Antwort: "Nö – sind doch Ferien."


Bild Bild Blicken wir auf zwei Partieformulare aus der U12-Vorrunde im November 2010 – Herder-Schüler waren an dieser Partie nicht beteiligt. Vermutlich war einer der Spieler über das Remis so enttäuscht, dass er es als Niederlage empfand und ein "Null zu Null" notierte. Der Gegner hatte zunächst die normalen halben Punkte verbucht, dann aber auch sein Formular brav korrigiert…


März 2009 auf der Rückreise von einem Auswärtssieg:
Oliver: "Herr Binder, darf ich in Ihrem Auto was essen?"
Hr. Binder: "Najaaa, wenn's sein muss – aber nur, wenn du nicht krümelst."
Oliver: (kramt in seiner Tasche und öffnet die Frühstücksdose) "Nein, ich krümele ganz bestimmt nicht. Ich hab' doch nur… (läääängere Pause) … Blätterteig."


Unter den kreativen Grammatik-Konstruktionen der Deutschen Sprache kennt man z. B. die Rheinische Verlaufsform: "Ich bin meinen Gegner matt am setzen.".
In diese Kategorie gehört der Robin-Toebs-Superlativ. Er wird gebildet, indem man dem zu steigernden Begriff das Wort "voll" voranstellt. Eine Sache ist also "voll gut" oder "voll langweilig". Die schönste Fassung hörte ich aber vor Beginn eines großen Turniers, als wir etwas früher als geplant eintrafen und Robin feststellte: "Ist ja noch voll leer hier."


Bild Tilman (damals noch 5. Klasse) telefoniert auf der Rückreise von einem Spiel aufgeregt mit seiner Mutti: "Wir haben sechseinhalb zu nulleinhalb gewonnen." (Es war wirklich ein Spiel an 7 Brettern.)
Was ist daran kurios? Nun inzwischen hat auch das Live-Portal der Schachbundesliga die Brämick-Zahl "nulleinhalb" übernommen.


Aus der Galerie der schönsten Ausreden:
"Ja was kann ich denn dafür, wenn ich die Dame einstelle?" (Khai Liem Tran bei der BJEM-Vorrunde 2009)
"Ich habe nur einen kleinen Fehler gemacht, aber das im falschen Moment." ("Nano" Tens bei der BJEM-Vorrunde 2010)


Bild Schulschach ist eine Welt für sich. Dem unterschiedlichen Erfahrungsstand der Mannschaften trägt man dadurch Rechnung, dass viele Regeln oft nicht ganz so streng ausgelegt werden, wie es die FIDE vorsieht. Bei "berührt – geführt" usw. gibt es natürlich kein Pardon, aber wer kennt sich schon mit der korrekten Abwicklung einer Remisreklamation aus…
Auch das Spielmaterial entspricht nicht immer dem Niveau der Bundesliga und wenn keine Dame zur Hand ist, muss auch mal ein umgedrehter Turm herhalten. Die hier gezeigte Variante habe ich aber (vor allem in dieser Farbgestaltung) auch beim Schulschach erst einmal gesehen.


Der Trainer führt per Laptop und Beamer Partien vor und notiert nebenbei einige Stichworte auf altmodische Art mit Kreide an der Tafel.
Fragt der 10jährige Dreikäsehoch Daniel: "Herr Binder, warum nehmen Sie da nicht Microsoft Word?"


Zitate aus der BJEM 2008:
Der Trainer fragt einen Spieler aus dem Betreuerstab zu einem recht langwierigen Turmendspiel (das viel später auch im verdienten Remis endete): "Gibt es da irgendwelche Fortschritte?" – Antwort: "Das einzige was da Fortschritte macht, ist die Uhr.".

Bemerkung des Trainers im gleichen Turnier zu einem seiner Spieler: "Nur weil man aussieht, wie ein Mädchen muss man nicht auch spielen wie ein Mädchen."


So richtig werde ich nie begreifen, warum die meisten Spielformulare eine Zeile zum Notieren der Eröffnung vorsehen. Nur wenige Spieler machen davon Gebrauch und bei allerstrengster Auslegung der Regeln, könnte es sogar verboten sein. Leon fand hingegen beim Potsdamer Weihnachtsturnier 2007 eine ganz eigene Verwendung für das Feld: Eröffnung 9:23 Uhr.


Geschichten vom Schäfermatt:
Kaum zu glauben, aber ausgerechnet das gute alte Schäfermatt ist eine Fundgrube lustiger Begebenheiten.
Siehe dazu: Geschichten vom Schäfermatt


Lukas hat gerade gegen einen Klassenkameraden (5. Klasse) gewonnen, doch der ist um eine Entschuldigung nicht verlegen: Naja, du spielst ja auch an Brett 3 in der Nationalmannschaft. Da sieht man mal, welchen Respekt unsere Schulmannschaft (denn um die ging es natürlich) schon einflößen kann.


Berliner Einzelmeisterschaft in einer der unteren Altersklassen: Ein Spieler hat sein Partieformular bis zur letzten Zeile beschrieben und geht zum Schiedsrichter um sich ein zweites Blatt zu holen. Der gibt ihm 2 Formulare – er soll seinem Gegner auch gleich eines geben. Erstaunte Antwort: "Nö – der hat noch 5 Zeilen Platz."


Marvin wandte seine Aufmerksamkeit während einer Turnierpartie dem Geschehen an den anderen Brettern zu. Als er wieder zu seinem Platz kommt und den gegnerischen Zug notieren will, fragt er "Was hast du denn gezogen?" Na klar, man darf schon mal die Übersicht verlieren – aber wenn der Gegner nur noch den König hat???


Zwei Schüler haben gerade ihre Turnierpartie beendet und spielen noch eine freie Partie. Auf den kritischen Blick des Trainers kam fast entschuldigend: "Wir spielen nur noch zum Vergnügen." -- Hm – tun wir das nicht eigentlich immer?


Als 9jähriger war Robin mindestens 3 Jahre jünger als alle anderen AG-Mitglieder. Er war es gewohnt, sich auch im Kreise der "Großen" zu behaupten und sich Anerkennung zu verdienen. Beim Abrafaxe-Turnier 2005 traf er zum ersten Mal auf gleichaltrige Gegner. Nach 2 Niederlagen verkündete er unter Tränen: "Ich kann nur gegen Große spielen. Gegen Kleine kann ich nicht gewinnen."
Das Turnier lief trotzdem noch recht erfolgreich und 2 Wochen später bezwang Robin in der Schulmeisterschaft mal wieder einen 7 Jahre älteren Spieler.


Ein damals 11jähriger Schüler entrüstet sich über seinen Gegner, der die Uhr nicht mit der gleichen Hand bedient, welche die Figuren gezogen hat: "Du sollst das mit einer Hand machen – mit einer Hand, wie beim … na du weißt schon."


gesammelt von Thomas Binder --- Die Sammlung wird fortgesetzt.