Erläuterungen zu den Quizfragen

Frage 1

In der Tat sieht Regel 8 der FIDE vor, dass der Spieler einen angemessenen Teil seiner Bedenkzeit abgezogen bekommt, da ihm die Pflicht zur Aufzeichnung der Züge erspart bleibt. Das ist im Turnieralltag auch durchaus üblich. Angemessen erscheinen etwa 5 Minuten pro Stunde der Gesamtbedenkzeit.
Ein Helfer für das Mitschreiben ist zulässig, aber nicht verpflichtend.
Einen Zeit-Ausgleich für die eingeschränkte Bewegungsfreiheit sehen die Regeln hingegen nicht vor. Auch hier kann bei sehr schwerwiegenden Problemen die Hilfe eines Assistenten in Anspruch genommen werden. Das ermöglicht auch stark behinderten Schachfreunden die Teilnahme am Turnierleben.

Frage 2

Soweit überhaupt schon eine Einschätzung des Wettkampfverlaufs möglich ist, sieht es so aus, dass man in der betreffenden Partie möglichst einen Sieg anstreben sollte. Auf jeden Fall ist es zu früh, einzuschätzen, ob mit einem Remis der eigenen Mannschaft eher gedient oder geschadet wäre. Da es eigentlich auch dem Gegner so gehen muss, ist dessen Remisgebot zudem ein Eingeständnis, dass er sich in der aktuellen Stellung unwohl fühlt.
Daher muss der Kapitän seinem Spieler zur Fortsetzung der Partie raten, wobei aus der Wortwahl durchaus hervorgehen kann, dass kein besonders hohes Risiko für ein unbedingtes "Spiel auf Gewinn" eingegangen werden muss.

Die Antwort darf sich dabei nur auf den Stand im Mannschaftskampf beziehen, nicht auf die konkrete Partie. Selbst eine Aussage, wie "du stehst besser" ist grenzwertig und kann als unerlaubte Hilfe ausgelegt werden. Die konkrete Warnung vor einer Springergabel verbietet sich natürlich von selbst.

Frage 3

Die Regel "Berührt – Geführt" gilt immer. Da hat auch der Schiedsrichter keinen Ermessensspielraum. Wenn das Schach mit einem legalen Zug der berührten Figur abgewehrt werden kann, muss das auch geschehen. In diesem Fall ist das natürlich besonders tragisch, denn der Turm wird geschlagen und die eben noch mindestens ausgeglichene Partie geht plötzlich verloren.

Hätte der schwarze Turm allerdings keinen zulässigen Zug, der das Schach abwehrt, so bliebe der Regelverstoß ohne Folgen.
Dass Weiß das Schach nicht "angesagt" hat, spielt keine Rolle. Eine solche Pflicht besteht natürlich nicht.
Ein warnendes Beispiel, vor dem Zug immer genau auf die Stellung zu schauen – oder "… es gibt Momente, wo man nicht schnell genug langsam machen kann."

Frage 4

Regel 10.2 soll den Spieler davor bewahren, dass er eine Partie sinnwidrig durch Zeitablauf verliert. Sie kommt erst zur Anwendung, wenn einem Spieler weniger als 2 Minuten verbleiben und dieser sich auf einen von zwei grundsätzlich verschiedenen Sachverhalten beruft.
Entweder:

Der erstgenannte Fall liegt hier offenbar nicht vor. Schwarz hat eine klar gewonnene Stellung und verfügt über mehrere Wege, den Gewinn zu realisieren. Er kann mit b5-b4 einen klassischen Bauerndurchbruch realisieren, mit h4-h3 zunächst den weißen König ablenken oder seinen König zur Unterstützung dieser Ideen heranholen.
Die Züge entlang der 8. Reihe sind nun so ziemlich die schlechteste Idee, denn sie leisten überhaupt nichts im Sinne dieser Gewinnwege. Wenn Schwarz also offensichtlich – und auch nach der Remisreklamation von Weiß – nichts anderes einfällt, dann wird der Schiedsrichter nach angemessener Beobachtung der Partie auf Remis entscheiden. Er darf dazu sogar dem Weißen etwas Bedenkzeit zuschlagen, damit Schwarz genug Zeit bekommt, eine evtl. doch vorhandene Gewinnidee zu demonstrieren. Andererseits kann der Schiedsrichter die Fortsetzung der Partie beobachten und selbst dann noch auf Remis entscheiden, wenn bei Weiß das Blättchen gefallen ist.
Lässt Schwarz hingegen auch nur den leisesten Ansatz eines Gewinnplanes erkennen – z. B. mit Königszügen Richtung Zentrum – geht die Partie normal weiter.

Sicher ein Grenzfall der Regel 10.2 – aber gerade im Schulschach sieht man recht oft, dass ein Spieler nicht in der Lage ist, eine solche technisch gewonnene Stellung auch wirklich zu verwerten. Da ist die skizzierte Entscheidung dann einfach notwendig und auch noch sehr lehrreich.

Frage 5

Von den angebotenen Aussagen ist nur die zweite korrekt. Regel 8 der FIDE verbietet es ausdrücklich, den Zug im Voraus aufzuschreiben. Andererseits ist nichts dazu gesagt, dass das Aufschreiben auf Kosten der eigenen Bedenkzeit gehen müsse.
Schließlich verlangt die Regel, dass man der Partie nicht zu weit "hinterher hinken" darf. Der vorige eigene Zug muss notiert sein, bevor man den nächsten macht.

Frage 6

Dieses Missverständnis lässt sich bestimmt in einem kurzen Gespräch klären. Wenn nicht, sollte man den Schiedsrichter hinzurufen.
Eine eigenhändige Korrektur auf dem gegnerischen Formular ist nicht ratsam. Aber auch das Vertrauen auf die eigene richtige Ergebnismeldung wäre fehl am Platze. Wie soll denn der Turnierleiter entscheiden, wenn ihm zwei widersprüchliche Meldungen zugestellt werden?