Bild 100 Jahre Schach in Siemensstadt – Das Buchprojekt

Thomas Binder

100 Jahre und kein bisschen matt

Bild Sehr bald nachdem ich die Schätze unseres Vereinsarchivs gesichtet hatte, fiel wohl der unschuldige Satz "Darüber müsste man eigentlich ein Buch schreiben.". Es folgten ungezählte Stunden der Forschungsarbeit u.a. auch in der Staatsbibliothek und im Münchener Zentralarchiv des Siemens-Konzerns. Mit der Online-Chronik legten wir ja sehr bald eine würdige Geschichtsdarstellung des Siemensstädter Schachs vor.
Der Satz über das Buch hatte sich aber festgesetzt und in meinen Gedanken nahm es Gestalt an, lange bevor die ersten Worte getippt waren. Einiges Zögern musste überwunden werden. Würde man das Projekt – einmal angefangen – zu einem guten Ende bringen?
Schließlich begann ich im Mai 2012 mit den konkreten Arbeiten und brachte sie bis Mitte Juli Abend für Abend, Schritt für Schritt voran.

Neben dem Autor haben zwei Schachfreunde großen Anteil am Zustandekommen des Buches:

Der Inhalt

"100 Jahre und kein bisschen matt" ist keine Vereinschronik im klassischen Sinne. Viel mehr sollte gezeigt werden, wie sich die wechselvolle Geschichte Deutschlands und Berlins in diesen 100 Jahren im Alltag eines kleinen Schachvereins spiegelte. Daneben steht natürlich ein Überblick über die sportliche Entwicklung des Siemensstädter Schachs – aber auch dieser immer mit Geschichten und Anekdoten durchsetzt. Schließlich kam es mir darauf an, alle Facetten des Schachlebens einzufangen.

Eine kleine Spielerei ist zudem die namentliche Aufzählung aller bekannten Vereinsmitglieder aus 100 Jahren. Mehr als 600 Namen fanden somit Platz in einer durchgehenden Leiste im Seitenfuß – übrigens eine beachtliche gestalterische Herausforderung, mussten doch die Abstände auf allen Seiten identisch sein.
Einige tabellarische Übersichten runden das Werk ab, ohne in dieser Hinsicht der Online-Chronik Konkurrenz zu machen.

Für ein freundliches Geleitwort konnten wir den Präsidenten des Berliner Schachverbands gewinnen.

Allen Unkenrufen zum Trotz genügte übrigens ein klassisches Office-Programm als Werkzeug. Auf die Einarbeitung in DTP-Tools konnte ich verzichten, zumal der Verlag eine passende Vorlage-Datei bereit stellte. Einzig für die Cover-Gestaltung bediente sich Jan Porschen eines speziellen Programms zur Bildbearbeitung.

Das "Geschäftsmodell"

"Geld verdienen" war gewiss nicht das Ziel dieser Buchausgabe. Vielmehr musste man einen Weg suchen, bei dem dieses Nischenprodukt überhaupt einen Verlag findet und für uns keinen übermäßigen Verlust einspielt. Da bietet sich das Modell "Book-on-Demand" an. Die Bücher werden nicht auf Halde produziert, sondern nur genau nach Bedarf. Dennoch haben sie einen standesgemäßen Platz im Buchhandel. Sie stehen zwar nicht im Regal, sind aber in jeder Buchhandlung und natürlich auch online bestellbar. Der Verlag "BoD" in Norderstedt gehört zu einer kleinen Gruppe von Anbietern, die dieses Modell fair und professionell betreiben. Ich hatte mich sehr früh für diesen Verlag entschieden und habe es nicht bereut.
Freilich werden Book-on-Demand-Bücher im Vergleich zu Massenprodukten etwas teurer. Da wir zudem ein ansprechendes Erscheinungsbild mit vielen farbigen Abbildungen anstrebten, war die selbst gesetzte 20-Euro-Schmerzgrenze schon bei etwas mehr als 100 Seiten erreicht. Wir hätten Stoff für 300 Seiten gehabt. Den hätte sicher auch mancher lesen wollen, niemand aber würde ihn bezahlen…

Aus Gründen der Sparsamkeit wollte ich mich zunächst für ein deutlich preisgünstigeres Leistungsangebot von BoD entscheiden. Das hätte dann z. B. kein Probe-Exemplar vor der Druckabnahme beinhaltet. Meine Vorstandskollegen überzeugten mich, nicht am falschen Platz zu sparen – und sie sollten Recht behalten…

Der Fast-Fauxpas

Bild Bild Die Idee und die Gestaltung des Covers stammen von unserem Schachfreund Jan Porschen. Zu Recht hat es für seine Arbeit bereits ganz viel Lob gegeben. Sehr früh war auch die Idee geboren, auf dem Titelbild unser ältestes Original-Foto von 1951 mit einer aktuellen Aufnahme zu kombinieren. Nach einigen anderen Ideen kristallisierte sich das Nebeneinander zweier fast identischer Perspektiven mit auseinander laufenden Fluchtlinien heraus. (siehe Abbildung oben)
Alle waren von Jans Entwurf begeistert und so wurden Buch und Cover am Abend des 14. Oktober 2012 zum Verlag hochgeladen. Schon am 18. Oktober hielt ich die beiden Ansichtsexemplare in der Hand. Aber auch hier brauchte es einige Zeit, bis wir ein "kleines Problem" erkannten. Jan hatte ein wenig geschummelt und das rechte Foto um 180° gespiegelt um den optischen Effekt zu erreichen. (Abbildung links)

Erkennen Sie den Unterschied?
OK – die gespiegelte Tischkarte hätte man ja vielleicht noch hinnehmen können. Aber in die lange Reihe weitaus prominenterer Autoren, mit schwarzem Eckfeld rechts unten wollten wir uns nun wirklich nicht einreihen. Zuletzt hat gerade ein bekannter Politiker dafür reichlich Häme einstecken müssen.
Zum Glück fanden wir eine nahezu identische Abbildung der gleichen Szene aus anderer Perspektive. Schnell war das Foto ausgetauscht und das Titelbild gerettet. Das gewählte Preismodell bei BoD ermöglichte die problemlose Korrektur ohne jede Mehrkosten und so konnte ich am 27. Oktober die endgültige Fassung freigeben. (Abbildung rechts)

Bild Bild Werbung muss sein

Uns war immer bewusst, dass es für dieses Buch über den eigenen Verein hinaus kaum Interessenten geben würde. Dennoch platzierten wir ein paar Ankündigungen in Schachforen und natürlich auf den Internetseiten des Vereins. Schon das frühe Feedback war recht ermutigend.
So wurde auch der eine oder andere externe Käufer angelockt, was uns natürlich besonders freut. Schnell tauchte der Titel in praktisch allen relevanten Online-Shops auf.
Der Buchhandel zeigte erwartungsgemäß nur wenig Interesse. Dass aber ausgerechnet die einzige Buchhandlung in Siemensstadt – in Gehweite praktisch aller unserer früheren und jetzigen Spielstätten – das Buch auch im Januar 2013 als "nicht lieferbar" führt, kann schon ein wenig enttäuschen.

In der Februar-Ausgabe 2013 der Schach-Zeitschrift Rochade Europa erschien schließlich eine sehr angenehme Rezension unseres Buches von Stamm-Rezensent Klaus Kreuzer aus München. So wird es einem größeren Fachpublikum bekannt und sicher noch den einen oder anderen interessierten Leser finden.

Fazit

Mit dem Buch "100 Jahre und kein bisschen matt" ist uns wohl eine Arbeit gelungen, die für einen Verein dieser Größenordnung Maßstäbe setzt. Die Arbeit daran hat dem Autor enormen Spaß gemacht. Mit dem Cover-Designer und dem Korrektor standen ihm für diese Aufgaben ideale Partner zur Seite.
Das Vertriebskonzept Book-on-Demand und das spezielle Angebot des Norderstedter Verlages waren für unser Projekt genau der richtige Ansatz, um es in guter Ausstattung und trotzdem wirtschaftlich vernünftig produzieren zu können.

Bibliographische Angaben

Thomas Binder: "100 Jahre und kein bisschen matt – Schach in Siemensstadt seit 1913"
Verlag Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 978-3-8482-0936-1
108 Seiten, über 70 Abbildungen, Format 22cm x 17cm
Preis: 19,90 €


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Vereinschronik –– Übersicht zum Jubiläum