Trainingsmaterial Nr. 43

Inhaltsverzeichnis

Springeropfer auf f7
Endspiel intensiv – Folge 11
Was ist eigentlich…
Training mit dem Computer – Folge 1
Nachschlag
Schachlinks – Folge 18
Final Fun




  Springeropfer auf f7

Springeropfer auf f7 sind uns nicht wirklich neu. Wir haben sie bereits als Eröffnungsmotiv gesehen und in Folge 40 das nachfolgende Eindringen der Dame über e6 untersucht.
Heute geht es nun um eine Reihe weiterer typischer Fortsetzungen des Angriffs. Der britische Autor David LeMoir hat sie ausführlich untersucht und systematisiert.
Das Trainingsmaterial hierzu befindet sich in einem eigenen Dokument:
Material zum Springeropfer auf f7




  Endspiel intensiv
Starker Springer – Schwacher Läufer

Erneut sehen wir die beiden Leichtfiguren im Duell untereinander. Diesmal aber dominieren die Springer über die Läufer.
Das Trainingsmaterial befindet sich in einem eigenen Dokument:
Starker Springer – Schwacher Läufer




  Was ist eigentlich …

… ein vergifteter Bauer?
Der bildhafte Ausdruck, ein Bauer sei vergiftet, bezeichnet ganz einfach die Situation, in der das Schlagen eines ungedeckten Bauern schnell zum Nachteil oder sogar zum Partieverlust führt. Man kann hier nicht einmal von einem Bauernopfer sprechen, denn meist wird der Bauer gar nicht aktiv geopfert, sondern einfach stehengelassen.
Beispiele sind uns schon in großer Fülle begegnet. Besonders einprägsam war wohl der vergiftete Bauer auf b2, von dem gesagt wird, man solle ihn selbst dann nicht schlagen, wenn es gut ist.

… eine legale bzw. illegale Stellung?
Im Problemschach und im Retroschach hat man es in der Regel mit konstruierten Stellungen zu tun, die sich nicht aus einer tatsächlich gespielten Partie ergaben und auch wohl kaum jemals ergeben würden. Hier geht es nun darum, ob eine Stellung unter Beachtung der Schachregeln aus der Anfangsstellung überhaupt erspielbar ist – und sei es mit noch so schwachen und unlogischen Zügen. Ist dies nicht möglich, bezeichnet man die Stellung als illegal. Wenn eine Schachaufgabe mit illegaler Stellung veröffentlicht wird, betrachtet man dies üblicherweise als einen erheblichen Mangel.

… ein Fianchetto?
Bild Bild Der Begriff Fianchetto (gesprochen mit "k" in der Mitte) leitet sich von dem italienischen Wort fianco (Flanke) ab. Das zugehörige Verb lautet "fianchettieren", auch "fianchieren" ist möglich.
Im Schach bezeichnet man damit den Stellungsaufbau mit einem Läufer auf g2, g7, b2 oder b7. Von dort nimmt der Läufer das Zentrum unter Beschuss und kann auch sehr wirksam in den Königsangriff einbezogen werden (z. B. bei einem Läufer von b2 und kurzer Rochade von Schwarz). Das Fianchetto ist Bestandteil vieler etablierter Eröffnungen wie der Pirc-Verteidigung, der Sizilianischen Drachenvariante, der Königs- bzw. Damenindischen und der Katalanischen Verteidigung.
Bild Man kann davon ausgehen, dass Spieler, die sich mit einem Fianchetto aufbauen, dies sehr oft tun und in jeder Eröffnung eine solche Stellung anstreben. Auch werden sie in der Regel sehr ungern ihren "langen Läufer" abtauschen.
Selten, aber durchaus gebräuchlich, sind Varianten mit dem Fianchetto beider Läufer eines Spielers. Hier spricht man scherzhaft auch von einer "Doppellocheröffnung".

Das erste Bild zeigt uns den Normalfall, der fast immer allein mit dem Begriff "Fianchetto" assoziiert wird. Oben rechts sehen wir ein "langes Fianchetto", bei dem der Bauer um 2 Felder nach vorn gezogen wurde. Auch das "erweiterte Fianchetto" im unteren Bild ist Bestandteil vieler interessanter Eröffnungen (Evans-Gambit, Wolga-Gambit).




  Trainingsmöglichkeiten am Computer

Beginnend mit der heutigen Folge möchte ich einige Hinweise zum effektiven Einsatz von Schachprogrammen für das Training junger Schachspieler geben. Darüber sind bereits viele gute Bücher und Fachartikel erschienen. Ich strebe also keine vollständige Darstellung an, sondern möchte vor allem meine eigenen Erfahrungen einfließen lassen.

Die Ausführungen und vor allem die Abbildungen basieren auf den Produkten des Marktführers, also den Programmen Fritz und Chessbase sowie den von der gleichen Firma herausgegebenen Datenbanken und Trainingsmedien. Viele Ideen lassen sich aber auch mit anderen – zum Teil deutlich preiswerteren – Produkten umsetzen.

Zur Software-Ausrüstung eines ambitionierten Schachspielers gehören (in absteigender Priorität) folgende Bestandteile:

Natürlich muss es nicht immer die neueste Version der Programme sein. Die Vor- oder Vorvorgänger bieten alle hier besprochenen Funktionen ebenfalls an und sind oft als Schnäppchen zu haben.

Meine Darstellung zum Training mit Computereinsatz gliedert sich in Artikel zu folgenden Themen:

  1. Die Analyse der eigenen Partien
  2. Die Vorbereitung auf einen konkreten Gegner
  3. Effektive Nutzung von Datenbankfunktionen
  4. Weitere Trainings- und Spielmöglichkeiten

Beginnen wir also mit Hinweisen für die Analyse unserer eigenen Partien.
Das Trainingsmaterial befindet sich in einem eigenständigen Dokument:
Training mit Schachprogrammen – Folge 1




  Nachschlag

Auch heute sehen wir wieder einige neue Beispiele zu Themen, die bereits in früheren Trainingseinheiten besprochen wurden.

In Ausgabe 32 wurde heftig das Lasso geschwungen, um damit Pferde – äh sorry, Springer natürlich – einzufangen. Dass auch den stärksten Großmeistern der Welt auf diese Weise mal eine wichtige Figur abhanden kommt, zeigt die folgende Partie des früheren Weltmeisters Anand. Sein Bezwinger, der Armenier Aronjan gehört ebenfalls zu den Top-Ten-Spielern der Weltrangliste.
Aronjan – Anand, Mexiko 2007

Der nächste Nachschlag erfolgt mit der Turm-Läufer-Peitsche (siehe Training 36). Die folgende klassische Kombination des Österreichers Rudolf Spielmann (1883-1942) fand Eingang in die Taktik-Lehrbücher. Wir sehen zunächst ein Räumungsopfer, dann ein Hineinziehungsopfer und schließlich die wohlbekannte Peitsche in Reinkultur.
Spielmann – Hönlinger, Wien 1929

Das Libellenmatt kennen wir aus Trainingseinheit 28. Inzwischen wurde ich auf ein weiteres einfaches Beispiel aufmerksam.
Utjuganow – Konowalow, Sowjetunion 1950

Im Training Nr. 39 (und auch schon an anderen Stellen) beschäftigten wir uns mit dem taktischen Motiv der Zwickmühle. Der folgende Nachtrag zeigt, dass der Einsatz dieser Waffe auch mit sparsamsten Mitteln sehr wirksam sein kann.
Ich stolperte über die nachfolgende Partie, als ich Material zu einem ganz anderen Motiv suchte…
Almirante – Santalla, Spanien 1999

Die Rettung scheinbar verlorener Stellungen durch die Flucht in ein Patt ist uns bereits oft begegnet. Doch besonders eindrucksvoll ist es, wenn man eine solche Situation selbst in einem wichtigen Mannschaftskampf erleben darf. Im Spitzenspiel der 1. Stadtklasse lag unsere Mannschaft beim SC Zugzwang mit 4:3 in Führung. Die verbleibende Partie am 1. Brett schien aber verloren zu gehen. In beiderseitiger Zeitnot fand unser Spieler die Möglichkeit, seine verbleibenden Figuren "auf patt" zu stellen. Da der Gegner mit sehr wenig Bedenkzeit nicht immer den stärksten Zug fand, rettete Herr Ritz somit den wichtigen halben Punkt. Doch es kam (für Schwarz) noch tragischer: Als mannschaftsdienlicher Spieler konnte Herr Gebigke das Patt auf keinen Fall zulassen. Er spielte also anders weiter und verlor sogar noch.
Ritz – Gebigke, Berlin 2007
Die Partie ist sicher auch wegen der zahlreichen verschiedenen Pattmotive reizvoll.

Und wieder gibt es ein Ersticktes Matt zu bewundern – siehe Trainingseinheit 2 und Nachschlag in Nr. 41.
Diesmal war einer meiner eigenen Vereinskameraden beteiligt. Der fast 80jährige Altmeister Wolfgang Nilius konnte sein Wissen um eine Eröffnungsfalle zu einem effektvollen Schlag und zu einem wichtigen Punktgewinn im Mannschaftskampf nutzen.
Müller – Nilius, Berlin 2007
In der Mega-Database finden sich übrigens 6 Partien mit identischem Verlauf bzw. gleichem Schlussbild nach Zugumstellung.




  Schachlinks

Nun folgen wieder einige Empfehlungen zum Surfen im weltweiten Netz. Diesmal geht es um sogenannte Weblogs (kurz: Blogs). Das sind Seiten, deren Autoren fast täglich ihre Meinung zum aktuellen Geschehen mitteilen. Oft ist auch eine Kommentarfunktion für die Besucher integriert. Natürlich gibt es auch für uns Schachspieler viele lesenswerte Blogs. Wir beschränken uns daher auf deutschsprachige Angebote.

URL Erklärung
Rankzero Der Berliner Bundesliga-Spieler und Mathematiker Olaf Teschke mit seinem fast täglich aktualisierten Blog zum aktuellen Schachgeschehen und vielen interessanten Aspekten darüber hinaus.
Schach-Blog Schach-Blog des bekannten Schachmeisters und -journalisten Stefan Löffler
Schachblätter Ein weiterer lesenswerter Blog zum aktuellen Schachgeschehen. Die Autoren sind in Greifswald beheimatet.
Schachneurotiker Gut gemachte Seite im Blog-Stil. Weniger auf aktuelle Ereignisse fixiert als viele andere Angebote, statt dessen oft längere lesenswerte Artikel.
Entwicklungsvorsprung Ein Blog, dessen Stil und Inhalt denen von "Rankzero" und "Schachblätter" ähnelt. Es ist reizvoll, dass sich die Autoren dieser Seiten oft gegenseitig den Ball in der Diskussion zuspielen.
Computerschach Der Name sagt schon, dass es hier vorwiegend um Computerschach geht. Reizvolle Partiestellungen findet man dort allemal.

Auch einige andere Schachseiten im Internet haben zumindest in Teilen den Charakter eines Weblogs. Insgesamt ist die sogenannte Blogosphäre schnellen Änderungen unterworfen: Neue Seiten entstehen, andere verschwinden oder werden nicht mehr regelmäßig aktualisiert. Wegen der lebhaften gegenseitigen Verlinkung dieser Angebote wird man auf solche Veränderungen aber schnell aufmerksam.




  Final Fun

Alljährlich wird in Berlin mit großem Aufwand ein Schachturnier für Politiker organisiert. Wie in jeder Berufsgruppe gibt es auch unter ihnen viele begeisterte Schachspieler jeder Spielstärke. So sind durchaus internationale Titelträger und Aktive aus hochklassigen Ligen zu bewundern. Besonders schön ist es aber, wenn auch sehr populäre Politiker ihre Vorliebe für das Schachspiel offenbaren und den sportlichen Wettkampf nicht scheuen.
Dazu gehört der Berliner Bundestagsabgeordnete Ströbele. BSV-Webmaster Frank Hoppe hat dafür gesorgt, dass eine Partie dieses bekannten Politikers nicht in Vergessenheit gerät. Ganz nebenbei bietet sie auch viele lehrreiche Anknüpfungspunkte für das Nachwuchstraining…
Hofmann – Ströbele, Berlin 2006
Eine Schachpartie, wie man sie nicht jeden Tag zu sehen bekommt… Nach dieser gerechten Punkteteilung platzierten sich beide Spieler übrigens im hinteren Mittelfeld des Turniers.




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Thomas Binder, 2007