Springeropfer auf f7 und typische Folgen

Das Springeropfer auf f7 bzw. f2 gehört zum Standard jedes Schachspielers. Wir haben es in früheren Trainingseinheiten bereits oft gesehen. Heute wollen wir nun etwas Ordnung in die möglichen Fortsetzungen des Angriffs bringen. Dabei geht es diesmal nicht um Kurzpartien, sondern um Opfermotive im Mittelspiel.
Der Autor David LeMoir hat hier eine Systematisierung eingeführt. Das Material stützt sich auf seine Arbeit.


Nachfolgendes Springerschach auf g5

In unseren ersten Beispielen gibt der nicht geopferte Springer des Angreifers ein Schach auf g5 (bzw. g4) und zieht den König damit ins Freie. Vor allem die Partie zweier Top-Großmeister von 1995 erregte in der Schachöffentlichkeit seinerzeit riesiges Aufsehen. Auch im ersten Beispiel stehen sich zwei bekannte Großmeister auf dem Höhepunkt ihrer Karriere gegenüber.
Honfi – Gipslis, Ungarn 1964
Cifuentes – Swjaginzew, Niederlande 1995

Nachfolgendes Schach auf der langen Diagonale

Nun kommen wir zu Partien, in denen das nachfolgende Schach über die "lange" Diagonale (a2-g8) erfolgt. Es führt weitere Angriffskräfte heran und treibt den König ebenfalls auf unangenehme Felder.
Im ersten Beispiel ist es unser Lehrbuchautor David LeMoir selbst, der effektvoll gewinnt. Er spielte 1972 für das Team seiner Universität.
LeMoir – O'Kelly, London 1972
Dass die Dame über e6 erfolgversprechend eingreifen kann, ist uns schon bekannt. Seltener ist diese Idee jedoch mit einem Damenopfer verbunden, wie hier durch den englischen FIDE-Meister Graham Burgess.
Burgess – Bank Friis, Dänemark 1991

Nachfolgendes Schach auf der kurzen Diagonale

Es folgen zwei Partien, in denen es mit einem Damenschach über die "kurze Diagonale" weitergeht. Die Beispiele zeigen, dass hier die Verteidigungsmöglichkeiten oft besser sind. Aber eine kleine Unachtsamkeit genügt, um doch noch zugrunde zu gehen.
Zagorskis – Sadler, Schacholympiade 1998
Kürzer verläuft der Kampf im nächsten Beispiel. Der schottische Großmeister Motwani bezwingt die seinerzeit stärkste Spielerin Englands. Doch auch hier bewahrheitet sich, dass in dieser Variante die Verteidigungsressourcen wesentlich größer sind.
Aber – wie so oft im Opferschach – gilt: Dem Mutigen gehört die Welt.
Motwani – Bellin, England 1992
Mit der sicheren Aussicht auf ein Dauerschach konnte Weiß seinen Angriff verstärken und darauf setzen, dass die Gegnerin den schwierigen Verteidigungsaufgaben nicht gewachsen sein wird.

Eindringen der Dame über h7

Auch von h7 (h2) aus kann die Dame den Angriff wirkungsvoll unterstützen. Wenn dann vor allem die Türme des Angreifers wirbeln, ist es bald um den gegnerischen König geschehen.
Unser erstes Beispiel spielt sich auf höchster Ebene ab: Zwei Weltklassespieler sitzen am Brett.
Christiansen – Waganjan, New York 1990
Nun zeigt uns Michail Tal eine seiner bekannten Opferpartien. Sie wurde in der sowjetischen Meisterschaft 1957 gespielt. Wenige Jahre später war Tal Weltmeister.
Gurgenidze – Tal, Moskau 1957

Einsperren des Turms in der Ecke

In unserer letzten Rubrik sehen wir eine hübsche Kombination, die darauf basiert, Turm und König in der Brettecke einzusperren. Das kann dann zu einem effektvollen Matt genutzt werden. Zwei internationale Meister aus Polen stehen sich gegenüber.
Pedzich – Murdzia, Polen 1999


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Thomas Binder, 2007