Philipp spielt gegen einen Gegner, der ihm zumindest 5 Jahre Vereinserfahrung und eine riesige Menge an Turnierpartien voraus hat. Beim AMAP trafen beide ca. 4 Monate zuvor aufeinander, dort hatte Alexander gewonnen.
1.e4
c5
2.d4
Gambit-Spiele sind genau das Richtige für Philipp. Nun ja, wenn man 2 Trainer hat, die beide das Morra-Gambit für die einzig spielbare Eröffnung halten, ist das auch nicht weiter verwunderlich.
2…cxd4
3.c3
dxc3
4.Sxc3
Sc6
5.Sf3
g6
6.Lc4
Lg7
7.Ld2?
Hier schlägt nun noch fehlende Erfahrung durch. Der Zug gehört natürlich nicht ins Morra-Gambit. Er ist nur erklärbar, weil Philipp noch nicht verstanden hatte, dass ein Lg7-Spieler niemals freiwillig auf c3 schlagen wird. [Richtig ist 7.e5
weil man vor 7…Sxe5?
keine Angst haben muss. 8.Sxe5
Lxe5
9.Lxf7 Kxf7 10.Dd5+
und Weiß gewinnt!; Spielbar ist auch der Standard-Aufbau des Morra-Gambits 7.0-0
d6
8.De2
Sf6
9.Td1
mit ausgeglichener Stellung.]
7…Se5
8.Sxe5
Lxe5
9.0-0!?
Lxh2+?
Schwarz sieht die Möglichkeit, mit einer kleinen Kombination einen zweiten Bauern zu gewinnen. In einer total unentwickelten Stellung packt er zu – das kann nicht richtig sein.
10.Kxh2
Um ehrlich zu sein: Philipp hatte die kleine "Kombi" völlig übersehen und war sehr wohl erschrocken über den Bauernverlust.
10…Dc7+
11.Kg1
Dxc4
Schauen wir aufs Brett: Schwarz hat 2 Bauern mehr. Aber seine einzige entwickelte Figur droht nichts und wird zur Zielscheibe der weißen Angriffe. Philipp besann sich im richtigen Moment darauf, dass nun nur kompromissloses Angriffsspiel richtig sein kann. Seine Einschätzung wird durch die nachfolgende Analyse bestätigt: Fritz bewertet die Stellung jetzt bereits als klar gewonnen für Weiß!
12.Sd5!
Kd8!?
[12…Dxe4?
13.Sc7+
Kd8
14.Te1
Dc6
15.Lf4
d6
16.Sxa8
b5
17.Tc1
; Die Fritz-Empfehlung lautet 12…Kf8
13.Df3
d6
14.Tfc1
ebenfalls mit weißem Vorteil.]
13.Lc3
[Gut ist auch 13.Df3
f6
14.Tfc1
Da4
15.e5
d6
16.exf6
Sxf6
17.Sxf6
Tf8
(17…exf6
18.Dxf6+
Ke8
19.Tc7
führt bereits zum Matt) 18.Lc3
]
13…f6
14.e5
Dh4?
Danach ist Schwarz sofort und klar verloren. [Die stärkste Verteidigung war 14…e6
Danach analysiert Fritz z. B. 15.exf6
Dxd5
16.f7
Ke7
17.Lxh8
Kxf7
mit weiterhin klarem Vorteil.]
15.Df3
[Der schnellste Gewinn bestand in 15.exf6
Sxf6
16.Lxf6
exf6
17.Dc2
Über die offenen c- und e-Linien fallen die weißen Schwerfiguren ein. Gegen die Mattdrohungen gibt es keine brauchbare Verteidigung.]
15…f5
16.e6!
Sf6
[16…dxe6
17.Lxh8
exd5
(17…De4
18.Dxe4
fxe4
19.Sc3
) 18.Dxd5+
Ld7
19.Tad1
Da4
20.Dxg8+
Kc7
21.Dxa8
]
17.Tfd1
[Sehr schön gewinnt auch 17.Lxf6
denn auf 17…exf6?
folgt das überraschende 18.Da3
mit undeckbarem Matt]
17…Te8
verliert schnell. Aber Schwarz ist in allen Varianten ohne Rettung. [17…De4
18.Dxe4
fxe4
19.exd7
Lxd7
20.Sxf6
exf6
21.Lxf6+
]
18.Sxf6
[Zu teilweise schönen Mattbildern führt 18.La5+!
b6
19.Sxb6
Tf8
(19…Kc7
20.Sxd7#
; 19…axb6
20.Lxb6#
) 20.Sxd7+
Ke8
21.Sxf6+
exf6
22.Dc6+
Ke7
23.Dd6+
Ke8
24.Dd8#
]
18…exf6
19.exd7
Lxd7
20.La5+
Kc8
[20…b6
21.Dc6
Ke7
22.Lb4+
Kf7
23.Txd7+
Kg8
24.Dd5+
Kh8
25.Df7
Dh6
26.Dxf6+
Kg8
27.Df7+
Kh8
28.Lc3+
Te5
29.Lxe5+
Dg7
30.Dxg7#
; 20…Ke7
21.Da3+
Kf7
22.Txd7+
Kg8
23.Db3+
Kh8
24.Df7
Dh6
25.Dxf6+
usw.]
21.Tac1+
Lc6
22.Dd5
[22.Txc6+
Kb8
(22…bxc6
23.Dxc6+
Kb8
24.Dc7#
) 23.Lc7+
Kc8
24.Lg3+
bxc6
25.Dxc6#
]
22…De4
Immerhin eine Mattdrohung. Wenn Weiß die Damen tauschen müsste, wäre das Schlimmste überstanden.
23.Dd7+!
Schwarz gab auf. Er wird im nächsten Zug matt gesetzt.
Auch wenn Philipp nicht immer den schnellsten Gewinnweg gefunden und Schwarz einige Male hartnäckigere Verteidigungen ausgelassen hat: Die Partie war für Weiß nie in Gefahr. Der konsequente Angriff musste immer zum Gewinn führen. 1-0