Die Partie wurde in der 1. Vorrunde der BJEM U12 gespielt. Leon bestritt sein erstes Turnier auf diesem Niveau und erreichte mit 5 Punkten aus 7 Runden ein sehr gutes Ergebnis. Sein Gegner in dieser Letztrundenpartie hat hingegen in früheren Jahren schon mehrfach die BJEM-Endrunden erreicht.
1.d4
d5
2.c4
c6
Solch anspruchsvolle Eröffnungen wie die Slawische Partie sieht man in dieser Altersklasse selten.
3.Sc3
Sf6
4.Lg5
e6
[Die bekannte Falle 4…Se4?!
5.Sxe4
dxe4
6.e3??
Da5+
wäre wohl einen Versuch wert gewesen.]
5.Sf3
Le7
6.e3
h6?
Schwarz schwächt hier und vor allem im nächsten Zug ohne Not seine Königsstellung.
7.Lh4
g5?
8.Lg3
Ld6
9.Se5
De7
10.c5
Lc7
11.Ld3
Weiß hat sich ordentlich entwickelt. Die schwarze Stellung weist bereits einige Defizite auf. Der Damenflügel ist unentwickelt und die kurze Rochade praktisch unmöglich.
11…Sbd7?
Es fällt schon schwer, einen vernünftigen Zug vorzuschlagen, aber jetzt war ein erster taktischer Schlag möglich.
12.Sxd7
[Möglich war 12.Sg6!
fxg6
13.Lxc7
Nun droht Ld3xg6+. Danach müsste der König nach f8 und mit Lc7-d6 ginge die Dame verloren. 13…Dg7
14.Ld6
]
12…Dxd7
13.Lxc7
Dxc7
14.0-0
Der zweimalige Abtausch hat für Schwarz etwas Entlastung gebracht und auch die kurze Rochade sieht verdächtig aus. Wenn Schwarz nun zu einem Angriff am Königsflügel kommt, kann er noch einmal hoffen.
14…h5
15.Df3
Th6
[Sofort 15…Sg4
ist auf jeden Fall besser.]
16.e4
Eine in dieser Altersklasse nicht selbstverständliche strategische Entscheidung: Leon schätzt ein, dass er immer noch besser entwickelt ist und dass er nur mit einer Öffnung des Spiels erfolgversprechenden Angriff bekommen kann. Dies duldet nun keinen Aufschub.
16…dxe4
17.Sxe4
Sg4?
Eine durchsichtige Mattdrohung nach deren Widerlegung Weiß klar auf Gewinn steht. [Nach 17…Sxe4
18.Lxe4
Ld7
ist der weiße Vorteil nur gering. Schwarz kommt vermutlich zur langen Rochade und dann wird man sehen, wer schneller einen wirksamen Angriff aufbaut.]
18.Sd6+!
Dieser ungeheuer starke Springer wird bis zum Ende der Partie nicht mehr weichen. Es ist schön, wenn ein junger Spieler die Kraft einer solchen optimal postierten Figur aus eigener Erfahrung kennenlernt. Das prägt sich ein.
18…Kf8
[18…Kd8
19.Sxf7+
Ke7
20.Sd6
mit überlegener weißer Stellung]
19.h3
Beugt allen Eventualitäten in Sachen Matt auf h2 vor.
19…Sf6
20.Le4
Sxe4
21.Dxe4
b6
22.De3
[Auch für einen Sicherungszug wie 22.b4
wäre Zeit gewesen.]
22…Tg6
23.f4!
Wiederum eine Entscheidung, die in dieser Altersklasse nicht selbstverständlich ist. Durch den Aufzug des f-Bauern bringt Leon ohne Zeitverzug seinen Turm ins Spiel und setzt auch diesen Bauern selbst wirkungsvoll ein.
23…g4
[23…gxf4
24.Txf4
f5
25.Te1
]
24.hxg4
Txg4
[24…hxg4
25.f5
exf5
26.De8+
Kg7
27.Tae1
sieht auch sehr schön aus.]
25.Dh3
[Weiß hatte hier die Auswahl zwischen mehreren guten Zügen. Möglich waren z. B. 25.f5
oder 25.De5
]
25…La6
26.Tf2
bxc5
27.dxc5
Bei einem Blick aufs Brett wird man überrascht feststellen, dass materiell noch immer Gleichstand herrscht. Trotzdem hatte man seit etwa 10 Zügen den Eindruck vom "Spiel auf ein Tor".
27…Tb8
28.Dxh5
Endlich hat Weiß einen Bauern gewonnen.
28…Tg8
29.f5!
Ähnlich wie beim vorherigen f2-f4 ein wirksamer Stoß dieses Bauern. Die Partie ist entschieden.
29…exf5
30.Txf5
[Schneller gewinnt 30.Dh6+
Tg7
31.Sxf5
]
30…Tg7
31.b3!?
Unnötige Vorsicht – aber es ist ok, dass Leon hier nichts mehr falsch machen möchte. [Ein lehrreiches Motiv wäre 31.Dh8+
Tg8
32.Dh6+
Tg7
33.Tg5
gewesen. 33…f5
führt zum Matt z. B. 34.Dh8+
Ke7
35.Te1+
Kf6
36.Dh6+
Tg6
37.Txg6#
]
31…Lc8
Hier und in der Folge lässt Schwarz ein paar hartnäckigere Verteidigungszüge aus. Doch die Partie ist natürlich immer für Weiß gewonnen und gerät nicht mehr in Gefahr. Auch wenn in dieser Phase beide Seiten nicht optimal spielen, findet die Partie ihr logisches Ergebnis.
32.Te5
Le6
33.Tf1
[wieder 33.Dh8+
Tg8
34.Dh6+
Tg7
35.Tg5
f5
36.Dh8+
Lg8
37.Txf5+
]
33…Td8?
34.Txe6
Kg8
35.Th6
Kf8
36.Th8+
Tg8
37.Txf7+
[Optisch gefällig war natürlich auch 37.Dxf7+
Dxf7
38.Txf7#
]
37…Dxf7
38.Dxf7#
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