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9. Spieltag – 31.03.2019

SG Weißensee 49 – SF Siemensstadt 3½ : 4½

Dieser Wettkampf wird noch lange in Erinnerung bleiben. Als fast sicherer Absteiger fuhren wir zum Spitzenreiter und Aufstiegsaspiranten. Wir hatten uns zuvor mit einer einfachen Rechnung Mut gemacht: "Weißensee hat nur einen Brettpunkt Vorsprung auf den Zweiten. Sie müssen einen hohen Sieg anstreben. Das ist unsere Chance."
Diese Rechnung ging auf!
Schon recht bald hatten Jean und Daniel eine Qualität weniger. Letztlich gingen diese beiden Partien auch verloren, obwohl wohl Daniel zwischenzeitlich noch Chancen hatte. Aber in mehreren anderen Partien erwies sich der Druck für die Gastgeber als zu hoch. Wir hielten die Partien lange offen und profitierten schließlich von kleineren und größeren Fehlern.
So haben wir ein weiteres Mal unsere Zugehörigkeit zur 1. Stadtklasse (seit 70 Jahren mit nur ganz wenigen Ausnahmen) bestätigt.

Übrigens begingen gleich drei Spieler heute ein Jubiläum: Achim spielte zum 200. Mal in der BMM für unseren Verein, Leif zum 150. Mal und Tim war zum 50. Mal dabei.

Angesichts der Enttäuschung, auf der Zielgeraden den Aufstieg verpasst zu haben, fanden unsere Gastgeber ein bemerkenswert sachliches Fazit auf ihrer Homepage: "Dass Siemensstadt, die sich bis dato auf dem vorletzten Tabellenplatz befanden, trotzdem kein leichter Gegner wird, war uns bewusst. Wenn sie in der laufenden Saison anderen Mannschaften unterlagen, dann stets nur knapp. Obwohl es an einigen Brettern durchaus passabel aussah, vergaben wir durch taktische Fehler ein paar zu viele Punkte und auf einmal stand es 3½ : 4½. "

  SG Weißensee 49   SF Siemensstadt
1 Matthias Ahlberg 2095 ½ : ½ 1868 Brian Heinze
2 Ronald Schult 2010 ½ : ½ 1721 Florian Suhre
3 Mario Ahlberg 1918 1 : 0 1697 Jean Steinberg
4 Hagen Jurkatis 1962 0 : 1 1694 Thomas Binder
5 Rico Schmidt 1838 ½ : ½ 1645 Leif Arndt
6 Norbert Barnach 1796 0 : 1 1679 Hans-Joachim Schilly
7 Frank Strobelt 1746 0 : 1 1666 Tim Rettig
8 Karl Lisowski 1755 1 : 0 1497 Daniel Lewin
  3½ : 4½  

Und hier noch der Blick auf die entscheidende Phase unserer drei Gewinnpartien. Die Stellungen zeigen sehr schön, wie dieser Wettkampf gelaufen ist: Wir haben gegen die nominell stärkeren Gegner gut gegengehalten. Die Partien waren ausgeglichen. Zum Teil in Zeitnot und unter dem Druck des "Gewinnen-Müssens" unterlaufen den Gastgebern dann die entscheidenden Fehler.

Rettig – Strobelt Barnach – Schilly Jurkatis – Binder
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Mit 42… Kf7? stellt Schwarz die ausgeglichene Partie ein. Besonders tragisch: Selbst 42… Ke6 hätte zwar Weiß den gleichen Spieß ermöglicht, aber die Partie noch nicht verloren. So gewann Weiß nach 43.Lb3 fxe3+ 44.Kf3 Ke6 45.Ke4 den ganzen Turm und wenig später die Partie. Weiß hat zuletzt die Dame nach d8 gezogen. Nun gewinnt Schwarz sehenswert mit 37… Txf2+!. Nach 38.Kg1 Tf1+ 39.Kh2 Df3! hat der Nachziehende entscheidenden Mattangriff. In der Partie folgte noch 40.Tg2 Td1 41.De7 De4 42.c5 De1 43.g4 h4 und Weiß gab auf. Weiß muss den Springer sofort schlagen. Den nach 37.fxe5 Dxe5+ 38.Kf3 verlorenen Bauern bekommt er z. B. nach 38… Dd6 39.De8+ Df8 40.Dxf8+ Kxf8 41.e5 und 42.Ke4 leicht zurück. Statt dessen wählte Weiß den sofortigen Generalabtausch und fand sich nach 37.De8+? Df8 38.Dxf8+ Kxf8 39.fxe5 in einem verlorenen Bauernendspiel wieder.

Zu meiner Partie möchte ich noch einen aufschlussreichen Satz aus einer jüngst gelesenen Rezension zitieren: "Bauernendspiele stehen nicht "besser" oder "schlechter", sondern sie sind gewonnen, remis oder verloren. Diese Eindeutigkeit macht sie aber noch lange nicht einfach. Vielmehr lastet auf den Schultern desjenigen, der in ein Bauernendspiel abwickelt, die furchtbare Verantwortung, das richtige Urteil getroffen zu haben."

Und weil der Austausch unter engagierten Schachtrainern manchmal auch richtig gut funktioniert, hat Kollege Achim Raphael aus Weiterstadt die entscheidende Phase dieser Partie in seine sehr instruktive Seite schachendspiele.de integriert: siehe hier.

Bericht: Thomas Binder