Herderschach-Weihnachtsturnier 2025

Alle Jahre wieder… laden die AG-Leitung und der Partnerverein zum Herderschach Weihnachtsturnier ein. Selbst wenn Wetter und Alltag noch nicht bei jedem adventliche Stimmung aufkommen ließen, war die Vorfreude auf diesen ersten Höhepunkt des AG-Jahres wieder bei allen riesengroß. Bereits zum 21. Mal trafen wir uns bei sieben spannenden Schachrunden und den beliebten Zusatzspielen. Die Trainer waren vor allem gespannt, wie sich die große Schar der Debütanten bei diesem Turnier einordnen würde und wer im Training der letzten Monate die besten Fortschritte gemacht hat.

Fragt man nach dem Erfolgsgeheimnis des Hauses Herderschach, so genügt heute ein Blick auf die Abschlusstabelle. Sie zeigt, dass unsere kontinuierliche Arbeit in allen Altersklassen herausragende Spieler hervorgebracht hat. So stehen in der Spitzengruppe Schüler und Schülerinnen aller Stufen des gymnasialen Bildungswegs nebeneinander.
Unter den Spielern mit mindestens vier Punkten finden wir sieben Vertreter der Oberstufe, zwölf aus der Mittelstufe, aber auch schon sechs Grundstufen-Schüler. In den Top-Eleven dominieren zwar noch die ältesten Starter, doch mehr als die Hälfte dieser Gruppe wird von Mittel- und Grundstufe belegt. Dass dabei der Turniersieger aus einer "mittleren" Klassenstufe kommt, ist keine Überraschung.

Justin am Ziel – ganz starke Spitzengruppe

Bild Bild Bild Justin (Foto rechts) ist, was die Weihnachtsturniere betrifft, am ersten Ziel angekommen. Über die Plätze 6, 3 und 2 (jeweils hinter deutlich älteren Spielern) steht er jetzt ganz oben. Dabei wurde ihm der Sieg heute nicht leicht gemacht. Vor allem das Duell mit Alper (Foto links) wurde mit Spannung erwartet. Da sich beide Spieler keine Blöße gaben, kam es "plangemäß" in der vorletzten Runde zustande. Der zufällig erhaschte Schnappschuss zeigt, dass mit vollem Einsatz auf Königsangriff gespielt wurde. Am Ende gab die etwas unsicherere Stellung des weißen Monarchen den Ausschlag und ließ für Justin eine effektvolle Schlusswendung zu.

Bild Die beiden Top-Spieler waren heute eine Klasse für sich. Der dritte Podiumsplatz geht an Konstantin Ho. (Foto rechts) Nach mancher Enttäuschung der letzten Monate sandte er ein klares Signal, dass er um seine Position in den Herderschach-Teams kämpfen wird und spätestens im neuen Jahr die Ergebniskrise hinter sich lassen will.
Bild Auf Rang vier folgt Justins langjähriger Teamgefährte Leonhard. In der Schlussrunde einigten sich beide Spieler schnell auf Remis. Zuvor hatte Leonhard nur gegen Alper verloren. Seine eindrucksvolle Stabilität in starken Leistungen findet also ihre Fortsetzung.
Noch ganz knapp von Mark geschlagen, rangiert einer der Jüngsten auf Platz 6. Dass Jakob (Foto links) sofort in der Spitzengruppe einsteigt, ist angesichts seiner bisherigen Erfolge keine Überraschung. Blickt man drei Jahre zurück, findet man auch damals einen Fünftklässler auf Position 6. Der Weg nach ganz oben ist also vorgezeichnet.

Eine weitere Zäsur findet die Turniertabelle bei Platz 11. Die Schüler mit mindestens fünf Punkten zeigten durchweg starkes Schach. Grobe Fehler sah man nur sehr selten. Auffällig ist, dass die Spieler der Top-11 nur eine einzige Partie ans übrige Teilnehmerfeld abgaben. Auch wenn man bis Platz 15 (4½ Punkte) schaut, gibt es nur zwei Punktverluste gegen "schwächere" Spieler.

Top-15: Etablierte Klasse und Überraschungsgäste

Bild Da lohnt es sich wohl, den einen oder anderen Spieler genauer zu würdigen. In dieser Region finden wir viele renommierte Namen der jüngeren Herderschach-Geschichte. Mark, Maxim Kh. und Alexander erfüllten die Erwartungen mit sicherem, routiniertem Spiel. Aus der Mittelstufen-Generation sind ebenso erwartungsgemäß Timur und Bjarne dabei. Wer sich auskennt, hat in den beiden letzten Sätzen durchweg die Namen von Spielern unseres Partnervereins in Siemensstadt gelesen – gewiss kein Zufall!
Wenn dabei Timur nicht einmal ganz zufrieden war ("habe mich zum Vorjahr nicht verbessert"), ist das schöner Ausdruck eines gesunden Anspruchs an die eigene Leistung.
Kundana (Foto rechts) festigte ihre Position unter unseren besten Spielern mit der gewohnt sehr soliden Leistung.

Wir wären nicht im Hause Herderschach, wenn es nicht auch dem einen oder anderen Überraschungsgast gelungen wäre, sich unter den Besten zu etablieren. Schon viele erfolgreiche Schulschachkarrieren haben mit einem unerwartet guten Ergebnis beim Weihnachtsturnier begonnen. So konnte heute Avyukt den guten Eindruck aus der BJEM-Vorrunde bestätigen und wird sicher seine Chance in einem unserer Teams ebenso erhalten wie Hasan, der im Training der ersten Fortgeschrittenen-Gruppe bereits auf sich aufmerksam machte. Mykyta komplettiert mit einem guten Weihnachtsturnier ein schönes Schachjahr, das seine Krönung beim Kinder-Herbst-Open gefunden hatte.

… und noch ein Überraschungsgast

Ein Überraschungsgast ganz anderer Art schaffte sogar den Sprung in die Top-Ten. Unser Schulsprecher Jan D. hat eigentlich schon vor etwa zwei Jahren die Schachfiguren beseite gelegt. Heute entschied er sich spontan für eine Rückkehr an die 64 Felder. Schon nach der ersten Runde konstatierte Jan "Es geht ja noch." Dem kann ich nur die Hoffnung hinzufügen, dass es vielleicht doch noch weitergehen könnte.

Nicht alle Träume reiften

Nicht alle Spieler konnten heute ihre eigenen Hoffnungen erfüllen. Die Gründe dafür sind gewiss vielfältig. Auffällig war allerdings, dass selbst unter den stärksten Teilnehmern manche Partie schachlich widersinnig durch Zeitnot oder gar Zeitablauf entschieden wurde. Ist die Bedenkzeit ohne Inkrement ein Anachronismus? Müssen wir da über neue Wege nachdenken?
Jedenfalls ist ein Ergebnis wie jenes von Mariia nur durch den Rückfall in längst vergessen geglaubte Zeiten mit Defiziten in der Bedenkzeiteinteilung zu erklären. Schachlich gehört sie sicher in die erweiterte Spitzengruppe.
Dort sehen wir natürlich auch Spieler wie Robert und Zishuo. Je eine vielleicht nicht ganz "standesgemäße" Niederlage genügte heute schon, um relativ weit zurück zu fallen.
Aryan spielte lange an den vorderen Brettern mit, wurde erst in der Schlussphase abgehängt, andererseits arbeitete sich Lahcen nach einem Doppelnull-Fehlstart noch ins vordere Mittelfeld vor.

Bild Ein Rekord für die Ewigkeit

Sehr gespannt waren die Beobachter auf den Herderschach-Einstieg von Ata (Foto links). Er ist erst seit einer Woche am Herder-Gymnasium. Am Ende der ersten Schulwoche gleich in ein solches Mega-Turnier zu starten, ist ein Rekord der besonderen Art. Mit einem soliden Ergebnis von vier Siegen hat er sich auf Anhieb für unsere Schulteams ins Gespräch gebracht.

Viele Spieler mit schöner Steigerung

Nicht alle Teilnehmer können hier die verdiente Würdigung erfahren, aber auf einige Ergebnisse wollen wir doch noch schauen. Cord hat in den letzten Monaten eine sehr deutliche Steigerung auch in Turnierergebnissen nachgewiesen. Heute holte er mehr Punkte als bei allen seinen Weihnachtsturnieren bisher zusammen. Aus Klassenstufe 5 ragten die schon genannten Top-Spieler Jakob und Ata heraus, doch auch Maxim P., Iaroslav und Max H. konnten bei ihrem ersten Weihnachtsturnier auf sich aufmerksam machen. Ein klein wenig weiter in der Turniertabelle tummeln sich Neele und Aswin immerhin im Kreise von Konkurrenten mit deutlich mehr Wettkampferfahrung.

Schließlich geht niemand ohne Erfolgserlebnis nach Hause. Dass auch auf dem letzten Platz noch ein Punkt verzeichnet wird, ist bei Turnieren ohne kampflose Punkte eher selten. Und – blickt man in die Geschichte unseres Weihnachtsturnieres, so haben auch auf den hinteren Plätzen schon manche schöne Schulschachkarrieren begonnen – wenn man denn am Ball blieb und sich beharrlich um Verbesserung bemühte.

Das Salz in der Suppe

… sind immer die drei Zusatzspiele. Bei "Die Kleinen ärgern die Großen" darf man nach einem Sieg über einen Spieler höherer Klassenstufe zusätzlich sein Glück beim Würfeln versuchen. Komischerweise war oft der Ärger über mangelndes Würfelglück sogar größer als die Freude über den gerade errungenen Sieg. Insgesamt fiel der Würfel diesmal erstaunlich oft auf die falsche Seite, so dass überraschend viele Preise in den Jackpot des nächsten Jahres wanderten.

Beim Schätzspiel sollte die Zahl der möglichen Stellungen mit genau drei Figuren ermittelt werden, die eine Partie nach FIDE-Regeln sofort beenden. Das sind bekanntlich alle Matts und Patts sowie die "toten Stellungen", in denen auch bei unsinnigster Zugfolge kein Gewinn oder Verlust mehr möglich ist. Nicht ganz unerwartet zahlte sich hier das systematische Vorgehen einiger älterer Schüler aus. Maxim Kh. kam der richtigen Zahl, die bei fast einer Million liegt, recht nahe. Um weniger als 10 000 wich seine Lösung von der Vorgabe ab. Die Streuung der Vorschläge war allerdings sehr breit: Von einstelligen Zahlen ging es bis zu 10 Billionen.

Begonnen hatten wir den Tag mit unserem Einsteigerspiel. Hier waren mathematisches Grundwissen und aufmerksames Verstehen der Aufgabe gefragt. Es ging darum, wie alt die Teilnehmer des heutigen Turnieres wohl sind, bei denen die Quersumme des Geburtsjahres möglichst niedrig ist. Jakob startete hier gleich mit einem Erfolg in sein erstes Weihnachtsturnier. Etwas schneller war eine Schülerin, die komplett richtig gerechnet und kombiniert hatte, sich aber irgendwie noch im Jahr 2024 wähnte…

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Kiebitzen bei den Besten: Von Mark kann man bestimmt etwas lernen. Hasan bringt sich mit der heutigen Leistung nachhaltig ins Gespräch.
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Vor ein paar Wochen noch gemeinsam auf dem Podium des Kinder-Herbst-Opens, auch im Weihnachtsturnier mit gutem Ergebnis: Mykyta und Philipp Zuverlässige Vertreter der "älteren Generation" im Mittelfeld: Konstantin Ha. und Platon
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Iaroslav erspielte sich heute die Chance auf weitergehende Turnierstarts. Avyukt hat diese Chance schon genutzt und steht nun bereit, die Herder-Teams zu verstärken.

Bericht und Fotos: Thomas Binder