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Ein interessantes Endspiel
Rekorde im Schach – Folge 6
Hausaufgabe
Einführung in die Schachstrategie – Folge 5
Was sind eigentlich …
Schachlinks – Folge 10
Opferklassen – Folge 1
Wieder einmal sorgt die
Jugendabteilung meines Vereins für ein – trotz aller Fehler -
interessantes und lehrreiches Endspiel. Besonders abseits der
tatsächlich gespielten Züge ist hier so manche
überraschende Entdeckung zu machen.
Sehen wir uns zunächst den Schluss dieser Meisterschaftspartie
an:
Weinrich – Agne, Berlin 2004
So also wurde die Partie tatsächlich gespielt. Doch nun wollen wir einige Phasen dieses Endspiels analysieren.
Es war schon ein kurioses Endspiel: 3x hatte Weiß mehr oder weniger sichere Remisstellungen:
Doch schließlich fährt Schwarz glücklich einen vollen Punkt ein:
Der
vorletzte Fehler gewinnt.
Kein Rekord ist für die Ewigkeit. Deshalb hier ein UPDATE zu einigen
der merkwürdigen Rekorde, die wir in den Trainingseinheiten
14-19 gesehen haben.
Der Rekord für die späteste lange Rochade wurde vom Amerikaner Black in die Höhe geschraubt.
Er rochierte in seiner Partie gegen Somogyi im 48. Zug, womit der Rekord für die späteste Ausführung der Rochade
bei kurzer und langer Rochade auf dem gleichen Wert steht. Die zugehörige Partie liegt leider nicht vor.
Eine Partie aus der tschechischen Meisterschaft der U16-Mädchen endete mit 2 Rekorden: längste Schachserie
und längste Zugfolge der Dame. Die Partie präsentiert zunächst eine putzige Orgie beiderseitiger Fehler, ehe sich
Weiß in klarer Gewinnstellung an einem Turm vergreift und dann sehr langfristig vom Dauerschach der Dame überzeugt
werden muss.
Rebickova – Voracova, Tschechien 1995
Um einen Zug verbessert wurde der Rekord für das schnellste Bauernendspiel. In einer Partie um die Meisterschaft von Asturien
hatten die Spieler bereits nach 17 Zügen alle übrigen Figuren getauscht. Wenig später einigte man sich auf Remis.
Rodriguez – Antonio, Spanien 1999
In der Kategorie der längsten Schlagserie wurde der Unterrekord "längste Schlagserie auf dem selben Feld" verbessert. In einer
Partie aus Österreich schlugen die Spieler 12x in Folge auf dem Feld g4.
Weiss – Burschowsky, Österreich 1995
Hierher passt noch die Rekordpartie mit der größten Folge wechselseitiger Schachgebote. Bei einer Turnierpartie in Frankreich
gaben sich die Spieler 6x in Folge Schach. Dies ist der Rekord für praktische Partien. In konstruierten Stellungen sind
natürlich wesentlich höhere Werte erreicht worden.
Zarrouati – Brauckmann, Toulouse 1990
Wir lösen jetzt die Aufgabe aus Training Nr. 22 auf.
Die beiden ersten Teilaufgaben waren praktisch bereits durch unsere
Beispiele zum Thema "Festungsbau" vorweg genommen.
In der 3. Aufgabe hält Schwarz mit dem Zug 1. … Sd7 remis. Andere Züge verlieren die Partie.
Davon kann man sich entweder mit einem guten Schachprogramm oder unter Nutzung der Online-Tablebases (siehe unten) überzeugen.
Und hier nun die neue Aufgabe:
Es sei verraten, dass sie sich dem Thema "Hinlenkungsopfer" widmet – siehe unten. Überraschenderweise kann
man dieses Motiv auch im Endspiel finden.
Weiß am Zuge gewinnt. Studie von Otten, 1892
In der vorigen Trainingseinheit haben wir viel Grundsatzwissen über offene Linien erlernt. Heute nun sehen wir, wie die Meister die Beherrschung offener Linien gewinnbringend einsetzen.
Zuerst sehen wir 2 Partien des oftmaligen DDR-Meisters Wolfgang Uhlmann. Er hat zu unserem
heutigen Thema ein eigenes Lehrbuch verfasst. In der ersten Partie gewinnt Uhlmann gegen den Isländer Olafsson, einen früheren
Präsidenten des internationalen Schachverbandes FIDE.
Uhlmann – Olafsson, Länderkampf 1977
Im gleichen Jahr besiegte er bei einem internationalen Turnier (Sieger: Exweltmeister Tal) den starken Tschechen Pribyl.
Uhlmann – Pribyl, Tallinn 1977
Nun eine Gewinnpartie des ukrainischen Großmeisters Oleg Romanischin, der 1975 Vizemeister der Sowjetunion wurde. Dies war einer seiner
größten Erfolge. Im Laufe des Turniers bezwang er u.a. den mehrfachen WM-Kandidaten Lew Polugajewski (1934 – 1995).
Romanischin – Polugajewski, Jerewan 1975
In der folgenden Partie sehen wir die Umsetzung des Vorteils im Endspiel. Sieger ist hier der polnische Großmeister
Akiba Rubinstein (1882 – 1961). Zu Beginn seiner erfolgreichen Karriere gewann er das internationale Turnier von Karlsbad 1907. Dabei
besiegte er u.a. auch seinen Landsmann Georg Salwe (1860 – 1920).
Salwe – Rubinstein, Karlsbad 1907
Zum Schluss sehen wir 2 hochrangige Partien, in denen die Schwerfiguren über die offenen Linien in das
gegnerische Lager eindringen. Besondere Bedeutung kommt dabei der 7. Reihe zu.
Die erste Partie stammt aus dem Turnier um die Weltmeisterschaft 1948.
Botwinnik – Euwe, WM 1948
Von ebenso hohem Niveau war das Turnier in New York 1927. Sehen wir auch daraus eine Partie:
Nimzowitsch – Capablanca, New York 1927
Die Tablebases sind mächtige Datenbanken, in denen alle Stellungen mit sehr wenigen Figuren (zur Zeit ist man bei den "Sieben-Steinern" angekommen) erfasst sind. Zu jeder dieser Stellungen ist bekannt:
Die
Tablebases ersetzen also im Computerschach
das Rechnen durch das Wissen.
Dass dies manchmal kuriose Folgen haben kann, haben wir bereits
im 8. Training gesehen.
Im Internet gibt es Möglichkeiten,
diese Datenbanken direkt zu nutzen und damit einzelne
Endspielstellungen zu untersuchen – siehe
untenstehenden Link.
Zur Eingabe einer Stellung muss man
evtl. noch die "Sprache" FEN beherrschen.
FEN (= Forsyth-Edwards-Notation) ist eine einfache Sprache, mit der man eine
Stellung mit wenigen Zeichen erschöpfend beschreibt. Alle gängigen Schachprogramme,
aber auch Online-Angebote wie die Tablebase-Seite, verstehen diese Notation.
Man beginnt in der obersten Zeile des Schachbretts (also der
8. Reihe) und arbeitet sich nach unten vor. Die einzelnen Reihen
werden durch Schrägstriche getrennt. Die Figuren werden durch
ihre (englischen) Kenn-Buchstaben markiert, wobei die weißen
Figuren groß geschrieben werden.
Leere Felder werden einfach durch die Nennung ihrer Anzahl
beschrieben.
Die Ausgangsstellung der Schachpartie heißt
folglich:
Nach dem Zug 1. e2-e4 ergibt sich:
Auf der 4. Reihe steht jetzt nach 4 Leerfeldern ein weißer Bauer,
gefolgt von 3 Leerfeldern. Auf der 2. Reihe ist an Stelle des 5.
Bauern ein leeres Feld getreten.
Nun muss man noch angeben,
wer am Zuge ist. Dies geschieht einfach
durch die Buchstaben "w" für Weiß und "b"
(black) für Schwarz. Die Anfangsstellung
heißt also jetzt:
Das ist aber noch nicht alles, was man über eine Stellung wissen muss. Man muss noch wissen, ob jetzt oder später noch rochiert werden darf. Sind alle 4 denkbaren Rochaden bereits geschehen oder dauerhaft unmöglich (z. B. nach einem Königszug) erscheint ein Minuszeichen, ansonsten werden die noch möglichen Rochaden aufgezählt: "Q" bzw. "q" für die langen Rochaden von Weiß und Schwarz, "K" und "k" für die kurzen Rochaden. In der Stellung nach 1. e2-e4 sind natürlich noch alle Rochaden denkbar: Deshalb sieht sie jetzt so aus:
Falls in der Stellung ein en-Passant-Schlag möglich ist, muss
dies ebenfalls mitgeteilt werden. Das ist nur dann der Fall, wenn
gerade ein Bauern-Doppelschritt geschah und
ein gegnerischer Bauer auf dem Feld daneben steht. Es genügt
dann, die Linie zu benennen, auf der gerade der Bauer gezogen wurde.
Wenn kein en-Passant-Schlag möglich ist, setzt man auch hier ein
Minuszeichen.
Sehen wir die folgende relativ sinnlose Zugfolge: 1.
e2-e4 c7-c5 2. e4-e5 d7-d5. Jetzt könnte Weiß auf d6
en-passant schlagen. Und so sieht dies in
der FEN-Notation aus:
Wir wissen schon sehr viel über die Stellung – aber noch nicht alles. Zumindest über die 50-Züge-Regel muss noch Klarheit bestehen, denn die Partie kann ja kurz vor dem Remis stehen, wenn seit langer Zeit kein Bauer gezogen oder nichts geschlagen wurde. Die Zahl der "Halbzüge", die seit dem letzten Bauernzug oder Schlagfall geschehen sind, gehört also auch noch in die FEN-Zeichenfolge. Nach 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 3. Lf1-c4 Sg8-f6 4.Sf3-g5 sind das immerhin 5 Halbzüge. Die zugehörige FEN dieser Stellung lautet folglich:
Die
letzte Ziffer dieser Kette ist ziemlich bedeutungslos. Sie zeigt an,
in welchem Zuge wir überhaupt sind – im vierten.
Zur Übung
nun noch die ominöse Stellung aus dem anfangs betrachteten
Endspiel nach 63. … Ld6 in FEN-Schreibweise:
Und wieder ist es Zeit, auf einige interessante Seiten im Internet zu
verweisen.
Zum Öffnen der Seiten bitte immer den Text im
linken Tabellenfeld anklicken.
URL | Erklärung |
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Eine Datenbank mit Meisterpartien zum Nachspielen, dazu Biographien der Spieler. Besonders interessant sind die von den Nutzern erstellten "Games collections" unter diesem Link. Besonders nett anzuschauen sind die optisch reizvollen Stellungen unter diesem Link. |
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Über den Sinn der Tablebases ist schon einiges gesagt worden. Hier kann man nun Stellungen mit sehr wenigen Figuren anhand der Tablebases online untersuchen. |
Opfer sind die Würze des Schachspiels. Sie sind uns schon an vielen Stellen in diesen Materialien begegnet.
Nun wollen wir auch diese Opfer etwas klassifizieren. Das hilft uns, sie im praktischen Spiel besser zu erkennen und
keine Chance ungenutzt verstreichen zu lassen.
In der ersten Lektion begegnen wir dem
Der Name sagt alles: Eine Figur wird auf ein bestimmtes Feld gelenkt, wo sie dann in der Folge erobert oder ein
anderer wichtiger Vorteil erlangt werden kann.
Sehen wir ein erstes instruktives Beispiel aus dem Duell zweier Weltmeister:
Lasker – Euwe, Nottingham 1936
Um höhere Beträge als einen einfachen Figurengewinn geht es in der folgenden Partie aus der jugoslawischen Meisterschaft
des Jahres 1957.
Karaklajic – Nedeljkovic, Jugoslawien 1957
Im letzten Beispiel ist es erneut der spätere Weltmeister Max Euwe (1901 – 1981), der durch ein Hinlenkungsopfer bezwungen wird.
Sein Gegner ist der jugoslawische Großmeister Milan Vidmar (1885 – 1962), der auch als Buchautor bekannt wurde.
Besonders seine Autobiographie "Goldene Schachzeiten" ist lesenswert.
Vidmar – Euwe, Karlsbad 1929
Diesen speziellen Fall, wo der König auf das Mattfeld gelenkt – also in das Mattnetz hineingezogen – wird, bezeichnet
man auch als "Hineinziehungsopfer".
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich