Trainingsmaterial Nr. 25

Inhaltsverzeichnis

Opferklassen – Folge 2
Einführung in die Schachstrategie – Folge 6
Hausaufgabe
Lomans Zug
Eröffnung intensiv – Folge 6
Final Fun
Schach-Links – Folge 11




  Klassifizierung von Opfermotiven

Heute sehen wir ein weiteres häufiges Opfermotiv. Nach der "Hinlenkung" im vorigen Training geht es nun um

Ablenkungsopfer

Diesmal wird also eine Figur von einem Feld, einer Linie oder Diagonale weg gelenkt, man spricht daher auch oft von "Weglenkung". Meist geht damit eine wichtige Deckung verloren. Das nutzt der Angreifer dann in der Folge wirkungsvoll aus.
Sehen wir ohne großen Kommentar ein paar eindrucksvolle Angriffe, die mit Ablenkungsopfern einher gehen:

Ivkov – Lengyel, Niederlande 1964
Tal – Keller, Zürich 1959
Gunsberg – Tschigorin, Havanna 1890
Studie von Rinck, Weiß am Zug gewinnt




  Einführung in die Schachstrategie
Heute: Im Kampf gegen offene Linien

Wir beschließen unseren Exkurs über den Einsatz der Türme auf offenen Linien. Diesmal gehen wir jedoch in die Position des Verteidigers und beobachten die Meister im Kampf gegen diese gefährliche Drohung.
Für den Kampf gegen eine offene Linie gibt es vorwiegend 4 Methoden:

  1. Die Blockade der offenen Linie mit einer eigenen Leichtfigur.
  2. Die zuverlässige Deckung aller in Frage kommenden Einbruchsfelder.
  3. Der Gegendruck mit den Schwerfiguren auf der offenen Linie nebst eventuellem Abtausch.
  4. Das aktive Spiel gegen andere Schwächen des Gegners außerhalb der offenen Linie.

Der spätere Weltmeister Alexander Aljechin gewann 1931 das Turnier im slowenischen Bled ungeschlagen mit riesigem Vorsprung. Der wäre vermutlich etwas kleiner ausgefallen, wenn der jugoslawische Großmeister Boris Kostic (1887 – 1963) im richtigen Moment eine offene Linie blockiert hätte.
Aljechin – Kostic, Bled 1931

Vier Jahre zuvor hatte Aljechin dem Kubaner Capablanca den Weltmeistertitel entrissen. In der 12. Partie des langen Wettkampfes (34 Partien) gelang ihm meisterhaftes Spiel gegen die offene Linie.
Aljechin – Capablanca, Buenos Aires 1927

Es folgen 2 Partien des deutschen Großmeisters Wolfgang Uhlmann, dessen Lehrbuch auch unsere heutigen Beispiele entstammen.
Beim hochkarätigen Turnier 1965 in Zagreb belegte er den geteilten 1. Platz, 1970 erreichte er am Spitzenbrett der DDR den 3.Platz bei der Mannschafts-Europameisterschaft. Die vorgestellte Partie stammt aus dem Wettkampf gegen Spanien.
Uhlmann – Antoschin, Zagreb 1965
Pomar – Uhlmann, Österreich 1970

Schließlich sehen wir den dänischen Großmeister Bent Larsen in seinen besten Zeiten: Mehrfach gehörte er zu den Kandidaten um die Weltmeisterschaft. Ein früher Schritt auf dem Weg dorthin war der folgende Sieg über den Neuseeländer Sarapu.
Larsen – Sarapu, Sousse 1967




  Hausaufgabe

Wir lösen jetzt die Aufgaben aus Training Nr. 23 auf.

Zunächst wollten wir die besondere Eigenschaft der Märchenschachfigur "Janus" aufspüren.

Antwort: Der Janus kann als einzige Figur völlig allein matt setzen. Alle anderen Figuren (selbst die Dame) brauchen dazu mindestens die Unterstützung durch den König oder gegnerische Figuren, die ihrem Monarchen im Wege stehen. Bild

Es folgt die Auflösung der kleinen Taktikaufgabe:
Auflösung zur Hausaufgabe aus Nr. 23


Und hier nun die neue Aufgabe für dieses Mal.
Wir bleiben beim Motiv des Ablenkungsopfers. Sehen wir dazu den Schluss einer freien Partie zwischen dem deutschen Großmeister Lothar Schmid und dem späteren Weltmeister Tigran Petrosjan.
Schmid – Petrosjan, Schweden 1952 – Weiß am Zug gewinnt




  Lomans Zug

Unter diesem Namen ist ein Kombinationsmotiv bekannt, das sowohl in Endspielstudien als auch in der praktischen Partie recht häufig zu sehen ist. Tim Krabbé widmet ihm in seinen Büchern und auf seiner Homepage ein eigenes Kapitel, woraus ich auch meine Beispiele beziehe.
Bekannt wurde diese Idee, nachdem selbst Weltmeister Lasker in einer Simultanpartie 1910 dem holländischen Meisterspieler Rudolf Loman (1861 – 1932) unterlag. Obwohl die Kombination hier einen Schönheitsfehler hat, wollen wir uns zunächst diese berühmte Stellung ansehen.
Lasker – Loman, London 1910 (Simultan)
Auch der Berliner Meister Kurt Richter (1900 – 1969) fand in einer Turnierpartie Gelegenheit zu einer Loman-Kombination. Der Name seines Gegners ist nicht überliefert.
Richter – NN, Berlin 1930
Die bisherigen Beispiele waren immer mit einem Turmopfer verbunden und es mag scheinen, dass dies immer so sein muss. Doch sehen wir folgendes Beispiel:
Studie von Kubbel, Weiß am Zuge hält Remis




  Eröffnung intensiv
Heute: Der Marshall-Angriff

Heute wollen wir eine der schärfsten und eigentümlichsten Waffen des Schwarzspielers in der Spanischen Partie kennen lernen: den Marshall-Angriff. Er wurde nach seinem Entwickler, dem amerikanischen Großmeister Frank James Marshall (wir erinnern uns gerne an seinen "goldenen Zug") benannt. Er wandte diese Eröffnung erstmals 1918 in einer Turnierpartie gegen den späteren Weltmeister Capablanca an. Obwohl diese Partie verloren ging, begann mit ihr der Siegeszug einer auch heute noch aktuellen Eröffnung.

Das Material zum Marshall-Angriff befindet sich in einem eigenen Dokument.
Der Marshall-Angriff




  Final Fun

Manche Spieler sind dafür bekannt, dass sie nicht einsehen können, wenn eine Partie nicht mehr zu gewinnen ist. Zeitweise gehörte wohl dazu auch der große deutsche Schachmeister Siegbert Tarrasch (1862 – 1934). Beim Turnier in Wien 1898, wo er den 1. Platz belegte, erhielt er gegen den Russen Tschigorin (1850 – 1908) eine "tote" Remisstellung.
Tschigorin – Tarrasch, Wien 1898
Tschigorin bot hier also – völlig zu Recht – Remis. Fast erwartungsgemäß lehnte Tarrasch den Vorschlag ab. Darüber war der Russe nun verständlicherweise verärgert.
Aber was tun, um den Gegner doch zu überzeugen? Tschigorin hatte eine witzige Idee: Er nahm seinen eigenen Läufer vom Brett und sagte: "Na gut, dann gewinnen Sie jetzt!"
Das gleiche ohne weißen Läufer
Natürlich ist die Stellung selbst ohne den weißen Läufer noch remis, was dann wohl auch Tarrasch einsehen musste.




  Schachlinks

Und wieder ist es Zeit, auf einige interessante Seiten im Internet zu verweisen.
Zum Öffnen der Seiten bitte immer den Text im linken Tabellenfeld anklicken.

URL Erklärung
Olimpbase Ausserordentlich gute und umfangreiche Berichterstattung zur Geschichte der Schacholympiaden sowie weiteren Mannschaftsturnieren.
Statistiken, Partien, Porträts,… ENGLISCH
Schachschule Sehr gute umfangreiche Seite zum Lernen und Üben
Schachtraining Eine weitere Seite für Online-Training mit vielen netten Taktikaufgaben. Zur vollständigen Nutzung ist allerdings eine kostenlose Registrierung erforderlich. Autorin ist eine bekannte Schachtrainerin.



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Thomas Binder, 2004