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Eröffnungsfallen und Kurzpartien – Folge 24
Figuren im Zusammenspiel – Folge 1
Endspiel intensiv – Folge 12
Training mit dem Computer – Folge 4
Deutsche Schachzeitschriften
Berliner Qualifikationsturnier 2008
Final Fun
Der Einschlag eines Läufers auf h6 (bzw. h3) gehört zu den klassischen Motiven, mit denen schon oft Schachpartien sehr
früh entschieden wurden. Meist erweist sich dann der frühe Aufzug des Randbauern – ich erinnere an das Material dazu
in den Folgen 39 und 40 – als verhängnisvoll: Selbst wenn der Gegner nicht zurückschlägt, hat man mindestens einen Bauern
gewonnen.
Zunächst betrachten wir den trivialen Fall, dass durch den Einschlag auf der h-Linie eine andere Figur ihrer Deckung beraubt
wird. Hier kann man ja eigentlich gar nicht von einem "Opfer" sprechen.
Delerme – Leach, Frankreich 2000
Auffällig oft, genügt nach dem Opfer ein koordiniertes Zusammenspiel von Dame und Springer, um den gegnerischen König schnell
zu erlegen. Die Figuren des Verteidigers stehen dabei meist teilnahmslos am anderen Flügel herum.
Es folgen vier Beispiele mit kleinen Unterschieden in den Mattmotiven, die man alle wenigstens mal gesehen haben sollte.
Dallmann – Goldbach, Deutschland 2002
Zhu – Shan, Australien 2006
Künitz – Ring, Deutschland 2001
Kool – Hoekstra, Niederlande 1998
Eine wichtige Verstärkung des Angriffs besteht häufig darin, einen Turm auf die geöffnete g-Linie zu schwenken.
Fabrega – Gonzalez, Schacholympiade 1974
Eine hübsche Opferserie mit Mattfinale sehen wir in der folgenden Partie:
de Wit- Stavast, Niederlande 2004
Bisher wurde der Angreifer immer mit einem schnellen Matt belohnt. Nun zu Partien, in denen er zwar klaren Vorteil erlangt,
aber etwas länger für den vollen Punkt arbeiten muss.
Glantz – Hillers, Deutschland 2005
Abalde – Garcia Castro, Spanien 2003
Nicht immer geht es so glatt, wie in den bisher gesehenen Partien. Oft unterschätzt man die Ressourcen des Verteidigers.
Doch wie immer bei freiliegendem König ist die Verteidigung sehr schwer und ein einziger Fehltritt genügt um abzustürzen.
In den folgenden Beispielen wird der Opfermut zwar schließlich belohnt, doch bei Lichte besehen, hätte es auch ganz anders
ausgehen können.
Pecot – Smalec, USA 1994
Bensdorp – Dubbeld, Niederlande 2001
Viele unserer heutigen Partien stammten übrigens aus Kinder- und Jugendturnieren. Gerade hier lohnt es also, sich mit den Möglichkeiten des Einschlages auf h3 oder h6 vertraut zu machen.
Wir wollen hier und in weiteren Folgen untersuchen, wie unsere Figuren gegen Ende der Eröffnung und im Mittelspiel zusammenarbeiten, um entscheidenden Vorteil zu erlangen. Dabei erkennen wir, dass einige typische Kombinationsmotive immer wieder vorkommen. Heute sehen wir zunächst, wie man eine überraschende(?) Fesselung zu einer wirksamen Springergabel nutzen kann.
Mit einer Gewinnführung in diesem Sinne konnte ich 2007 in einer Turnierpartie frühzeitig klaren Vorteil erlangen.
Meyer – Binder, Berlin 2007
Zur Auflockerung eine Kurzpartie, in der unser Motiv gar mit einem Matt verbunden ist.
David – Penne, Frankreich 1992
Und hier das Motiv noch einmal in Reinkultur aus einer Weltmeisterschaft der U12-Mädchen.
Goihl – Nawal, Duisburg 1992
Die folgende Partie zeigt, dass es nicht immer so trivial zugeht.
Parkanyi – Lorscheid, Wien 1996
Auch im nächsten Beispiel leitet der Angreifer das Motiv mit einem Opfer ein.
Zaletelj – Orel, Slowenien 1997
Gerade, wenn der Angriff mit einem Opfer verbunden ist, muss man sich ganz sicher sein, den Springer aus seiner Eckstellung
auch wieder heraus zu bekommen. Nicht immer nutzen die Verteidiger unter dem Eindruck der Probleme ihre Chancen optimal.
Heuberger – Vierschilling, Deutschland 1996
Eine gar nicht so seltene Variation ergibt sich, wenn der Springerzug gleich noch eine weitere Wirkungslinie der Dame
freilegt.
Lorke – Boss, Deutschland 1999
Wir wissen bereits um die besondere Bedeutung des Begriffs der Opposition für die Behandlung von Bauernendspielen.
Der erfolgreiche und engagierte sächsische Schachtrainer Rainer Staudte hat interessante Materialien zur Systematisierung
und Anwendung dieses Wissens erarbeitet. Mit seinem Einverständnis stellen wir das Thema hier und in der nächsten
Trainingseinheit auf Grundlage von Rainers Arbeiten vor.
Das Trainingsmaterial befindet sich in einem eigenen Dokument:
Oppositionslehre im Detail (nach Rainer Staudte)
In der letzten Folge wollen wir ohne Anspruch auf Vollständigkeit weitere Trainingansätze vorstellen. Auch hier sind die
Beispiele an den Produkten des Marktführers orientiert. Aber auch andere Anbieter kommen natürlich in Betracht.
Das Trainingsmaterial befindet sich in einem eigenständigen Dokument:
Training mit Schachprogrammen – Folge 4
Auch im Zeitalter des Internet und der Datenbanken sind Zeitschriften für Schachspieler eine wichtige Quelle der Information,
der Unterhaltung und des Lernens. Verschaffen wir uns einen kurzen Überblick über die aktuelle Marktlage (Stand: Mitte
2008).
Vorab sei erwähnt, dass die Entwicklung neuer Medien keineswegs spurlos an den etablierten Schachzeitschriften vorbei
ging. 2003 stellte die einzige deutschsprachige Schach-Wochenzeitung "Die Schachwoche" ihr Erscheinen ein. Sie hatte
sich weniger auf ausführliche Berichte und tiefe Analysen konzentriert, sondern ihren Vorteil in der Aktualität gesehen. Dieser
Vorteil war durch vielfältige Internet-Angebote verloren gegangen. Ende 2004 stellte die hervorragende Computerschach-Zeitschrift
"CSS" ihr gedrucktes Erscheinen ein und wandelte sich in ein Online-Magazin – ein Schritt, den viele früher
begeisterte Leser nicht mitgehen wollten.
Die Zeitschrift "SCHACH" ist heute Deutschlands kompetenteste Adresse, wenn es um Berichte von den Turnieren
der Weltelite geht. In ausführlichen Berichten und langen, fundierten Partieanalysen widmet sie sich dem Spitzenschach.
Interviews, eine große Kombinations-Sammlung, interessante Themenartikel (z. B. zur Fairness im Schach und zu geschichtlichen
Aspekten) sowie Lehrartikel erfahrener Trainer runden das Programm ab. Während die
lebendigen Wettkampfschilderungen und Hintergrundartikel wohl bei jedem Schachfreund Interesse finden werden,
richtet sich der theoretische Teil an ein deutlich höher qualifiziertes Publikum.
"SCHACH" hat 1996 die ähnlich gelagerte Zeitschrift "SchachReport" integriert, welche ihrerseits zuvor (1987 und 1989)
die "Deutschen Schachblätter" und die ruhmreiche "Deutsche Schachzeitung" übernommen hatte.
"SCHACH" erscheint monatlich zum Preis von 4,80 Euro.
Das Magazin erschien früher 14tägig und hatte dadurch einen schönen Aktualitätsvorsprung. Inzwischen erscheint es -
entsprechend umfangreicher – monatlich zum Preis von 5 Euro.
Neben informativen Turnierberichten aus Deutschland und aller Welt stehen Trainings-Rubriken und Kombinationssammlungen.
Zu den Autoren gehört der im Herderschach-Training bekannte und beliebte Großmeister Daniel King.
Auch diese Zeitschrift berichtet natürlich ausführlich von den Turnieren der Großmeister. Sehr breiten Raum widmet sie aber
auch kleineren Veranstaltungen. Reich bebilderte Turnierberichte und ausführliches Partiematerial geben auch dem Amateurschach
große Aufmerksamkeit. Ein breites Spektrum weiterer Artikel und Lehrgänge ist in der "RE" zu finden. Freilich ist das
journalistische und schachliche Niveau der Beiträge sehr unterschiedlich und reicht längst nicht an das der Vorgänger heran.
Interessante Artikel zum Computerschach und ausführliche Besprechungen neuer Bücher und Lernmedien gehören eher zu den
Stärken der Zeitschrift.
In einem großen Regionalteil im Inneren des Heftes werden auch kleinste Turniere (einschließlich solcher des Nachwuchses) und
die Ergebnisse der Mannschafts-Ligen bis hin zur untersten Spielklasse ausführlich dokumentiert.
Leider ist die Papier- und Druckqualität der "Rochade Europa" sehr schlecht – man möchte sich nach jedem
Umblättern die Hände waschen.
"Rochade Europa" erscheint monatlich zum Preis von 2,50 Euro. Ab Mitte 2009 wurde die Papierqualität deutlich verbessert und der Preis moderat auf
2,75 Euro erhöht.
Die Zeitschrift "KARL" richtet sich an Schachfreunde, die sich für das Schachspiel weit über aktuelle Turniere und
brillante Partien hinaus interessieren. Ihr Schwerpunkt liegt beim Begriff der Schachkultur. Jedes Heft stellt ein
besonderes Thema in den Mittelpunkt, welches aus sehr verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird. Das können Sachthemen sein
(Schach im Internet, Schönheit im Schach, Wunderkinder, Schach und Politik, Zufall im Schach, …), umfassende
Porträts bedeutender Schachspieler (Fischer, Botwinnik, Nimzowitsch, Lasker, …) oder Artikel über Städte, Vereine und Regionen.
Wie in praktisch allen vorgestellten Schachzeitschriften kann man auch hier aufschlussreiche Buchbesprechungen lesen.
"KARL" erscheint 4x jährlich zum Preis von 5,50 Euro
Auch diese Zeitschrift nimmt vom aktuellen Turniergeschehen wenig Notiz. Sie konzentriert sich auf die 3 Schwerpunkte
Schachgeschichte (mit ausführlichen Porträts auch weniger bekannter Spieler), Eröffnungstheorie (sehr umfangreiche Artikel
mit neuen Erkenntnissen zu selteneren Eröffnungssystemen) und Computerschach.
Jährlich erscheinen 4 Ausgaben zum Preis von 6,10 Euro.
Darüber hinaus gibt es Angebote für spezielle Interessensgebiete. Dazu gehören Zeitschriften für Problemfreunde ("Die Schwalbe") und für Fernschachspieler. Auch eine spezielle Zeitschrift "Jugendschach" wird angeboten, konnte sich aber bisher bei ihrer Zielgruppe nicht so recht durchsetzen. Sie erscheint monatlich zum Preis von 3,50 Euro.
Fünf Jahre nach dem recht guten Abschneiden beim Berliner Qualifikationsturnier 2003 (siehe Trainingseinheit 11) gelang dem
Autor dieses Materials wieder ein in jeder Hinsicht erfolgreicher Auftritt beim gleichen Wettkampf. Die durchweg recht
lebhaften Partien können den einen oder anderen Denkanstoß vermitteln und für viele Aspekte des Turnierschachs lehrreich sein.
Gerade auch die Ecken und Kanten des Spiels sind interessant. Wir wollen versuchen, den Ursachen einzelner Fehler auf die
Spur zu kommen und werden auch sehen, dass in einigen Partien die Gegner kräftig mitgeholfen haben. Zudem soll diese Zusammenstellung
helfen, den Verlauf des gesamten Turniers aus der Sicht eines Spielers mitzuerleben. Manch einzelne Partie ist nur aus ihrer Stellung im
Gesamtablauf jener 9 aufregenden Tage zu verstehen.
Song – Binder, Berlin 2008
Binder – Koch, Berlin 2008
Penner – Binder, Berlin 2008
Binder – Strehlow, Berlin 2008
Grillich – Binder, Berlin 2008
Binder – Mahler, Berlin 2008
Montavon – Binder, Berlin 2008
Binder – Reiche, Berlin 2008
Binder – Becker, Berlin 2008
Wer ist eigentlich der stärkste Spieler aller Zeiten?.
Diese Frage gibt immer wieder Anlass zu interessanten Spekulationen. Wie würden sich die überragenden Weltmeister früherer
Jahrzehnte gegen die Top-Spieler von heute behaupten. Wie würde ein Match Aljechin – Kramnik oder Lasker – Kasparow
ausgehen?.
Welche Stärke hätten die Champions der Vergangenheit mit den heutigen Trainings- und Vorbereitungsmöglichkeiten erreicht?
Diese Fragen werden unbeantwortet bleiben…
Doch wir haben ja mit der ELO-Zahl ein halbwegs objektives Kriterium, die Spielstärke zu messen – oder nicht?
ELO-Zahlen sind aus mindestens 2 Gründen ein nur bedingt taugliches Mittel für unseren Zweck:
Dennoch ist ein Blick auf die ELO-Listen natürlich ein erstes Indiz. Doch leider werden diese Wertzahlen von der FIDE erst seit ca. 1970 geführt. Spieler, die ihren Leistungszenit davor hatten, können in den offiziellen Listen nicht berücksichtigt werden. Werfen wir dennoch einen Blick auf die Top-7 der offiziellen ELO-Liste, sozusagen die "Weltbestenliste der letzten knapp 40 Jahre".
Garri Kasparow (Russland) | 2851 |
Weselin Topalow (Bulgarien) | 2813 |
Wladimir Kramnik (Russland) | 2809 |
Viswanathan Anand (Indien) | 2803 |
Wassili Iwantschuk (Ukraine) | 2787 |
Robert Fischer (USA) | 2785 |
Anatoli Karpow (Russland) | 2780 |
Schon hier haben wir das oben angedeutete Problem, dass Fischers Karriere 15-30 Jahre vor denjenigen der übrigen Spieler lag. Er hat gegen die vor ihm liegenden Cracks keine Turnierpartien gespielt und mit Blick auf die ELO-Inflation ist seine Wertzahl sicher nicht geringer einzustufen, als die von Kasparow.
Nun haben sich verschiedene Mathematiker und Schachhistoriker die Mühe gemacht, anhand der vorliegenden Turnierergebnisse der Vergangenheit auch für frühere Schachmeister eine ELO-Zahl zu errechnen. Weil sich dabei ein völlig neues Zahlengefüge aufbaut, werden auch für zeitgenössische Spieler neue "historische" ELO-Zahlen berechnet, die von jenen der FIDE etwas abweichen. Die so ermittelten "ewigen Bestenlisten" sind zumindest eine nette Spielerei und auch ein interessante Diskussionsgrundlage. Ich führe nachfolgend die Top-5 nach den Berechnungen von Jeff Sonas und Roman Krumsieck auf.
Sonas | Krumsieck | ||
---|---|---|---|
Robert Fischer (USA) | 2895 | Garri Kasparow (Russland) | 2855 |
Garri Kasparow (Russland) | 2886 | Viswanathan Anand (Indien) | 2843 |
Michail Botwinnik (Sowjetunion) | 2885 | Wladimir Kramnik (Russland) | 2800 |
Emanuel Lasker (Deutschland) | 2878 | Wassili Iwantschuk (Ukraine) | 2799 |
Jose Capablanca (Kuba) | 2877 | Anatoli Karpow (Russland) | 2795 |
Immerhin sind die Weltmeister unter sich geblieben… Doch die Unterschiede der Listen sind nicht zu übersehen. Deutlicher
werden sie, wenn man z. B. weiß, dass Fischer in der Liste von Krumsieck erst an Position 20 auftaucht.
Auch der Entwickler des ELO-Systems hat in die Vergangenheit "zurück gerechnet". Ebenfalls für die Vor-ELO-Zeit haben die
Briten Mike Fox und Richard James 1993 eine Liste vorgelegt. Beide Ergebnisse sind sehr ähnlich:
Prof. Arpad Elo | Fox / James | ||
---|---|---|---|
Jose Capablanca (Kuba) | 2725 | Jose Capablanca (Kuba) | 2765 |
Michail Botwinnik (Sowjetunion) | 2720 | Emanuel Lasker (Deutschland) | 2745 |
Emanuel Lasker (Deutschland) | 2720 | Alexander Aljechin (Frankreich) | 2735 |
Alexander Aljechin (Frankreich) | 2690 | Michail Botwinnik (Sowjetunion) | 2730 |
Paul Murphy (USA) | 2690 | Paul Murphy (USA) | 2690 |
Zur Ergänzung noch die Daten von Rod Edwards, der aber nur Turniere bis 1902 auswertete: Bei ihm führt der Amerikaner Paul Murphy mit 2802 Punkten vor seinen Nachfolgern als Weltmeister Wilhelm Steinitz (2798) und Emanuel Lasker (2753).
Doch einen Namen haben wir noch nicht erwähnt, obwohl er zumindest in der Liste von Krumsieck ganz oben steht und dort mit
der phantastischen ELO-Zahl von 2945 verzeichnet ist: Louis Eichborn!
Nie gehört? Stimmt! – Wer war Louis Eichborn?
Er lebte von 1812 bis 1882 in Breslau und war sicher ein guter, aber keineswegs überragender, Schachspieler. An Turnieren und
anderen ernsthaften Wettkämpfen nahm er nicht teil. Ob er einem Schachverein angehörte, ist nicht bekannt. Doch als wohlhabender
Bankier fand Eichborn Zeit und Muße, mit den stärksten Spielern der Stadt – darunter Weltmeister Adolf Anderssen – regelmäßig
Schach zu spielen.
Seine Gewinnpartien – ja nur die – erfasste er in einem Notizbuch und einige wurden später im
Rahmen einer Biographie Anderssens(!) veröffentlicht. Wir wissen nicht, wieviele Partien Eichborn verloren hat, wir kennen
nur seine ca. 30 Gewinnpartien (plus 1 Remis und einige ganz wenige Verlustpartien). Aus dieser überragenden Bilanz
(Krumsieck nennt 29,5 Punkte aus 30 Partien, bei chessgames.com sind es 31,5 aus 34 und in der Biographie stehen wohl
31 Partien und einige Fragmente ohne Ergebnis) errechnet sich eben eine solch phantastische ELO-Zahl. Bei den Weltklassespielern
liegt eine Basis von mehr als 1000 Partien den Berechnungen zugrunde – nur das ermöglicht eine zuverlässige Bestimmung der
Spielstärke.
Selbst die Siege Eichborns zeigen diesen keinesfalls als überragenden Spieler. Anderssen mag die Partien nicht sonderlich
ernst genommen haben, probierte einige ungenaue Angriffe und das ging eben nicht immer gut…
Schauen wir uns zum Abschluss eine reizvolle Kurzpartie an, in welcher der Weltmeister gegen den "stärksten Spieler aller Zeiten"
schnell verliert.
Anderssen – Eichborn, Breslau 1854
Auch das Entwicklerteam von Microsoft erarbeitete ein System zur Spielstärkemessung (für die eigenen Spielkonsolen) und wandte dies auf die Schachgeschichte an. Es zeigt eine beständig wachsende Steigerung des Spielniveaus der stärksten Spieler ihrer Zeit. An der Spitze rangieren – nicht überraschend – die Weltmeister Kasparow, Anand, Kramnik, Karpow und Fischer mit Ratingzahlen zwischen 2800 und (über) 3000. Schon Größen wie Murphy und Botwinnik erreichen in dieser Aufstellung nur Werte um 2400. Lasker und Capablanca müssen sich mit 2000 begnügen und Anderssen kommt in seiner besten Zeit nur knapp über 1800 Punkte. Herausragend auch hier wieder unser Freund Louis Eichborn. Seine Leistung steigt (wegen der uns bekannten Partieauswahl) über 2800 – 1000 Punkte höher als beim Weltmeister seiner Zeit und ein Wert der erst 150 Jahre später wieder erreicht wurde.
Da fällt uns doch nur der alte Spruch ein: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!" – Zumindest aber sollte man wissen, wie die Statistik zustande gekommen ist…
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich