Charakteristisch für die Französische Partie sind die Anfangszüge 1.e2-e4 e7-e6 2.d2-d4 d7-d5.
Nun kann zunächst Weiß entscheiden, ob er mit dem klassischen 3.Sb1-c3 oder dem moderneren 3.Sb1-d2 fortsetzt.
Außerdem kommen der frühzeitige Vorstoß 3.e4-e5 ("Einengungsvariante") und der Abtausch 3.e4:d5 in Frage.
Wir wollen uns auf den klassischen Zug 3.Sb1-c3 konzentrieren. Danach kann Schwarz mit 3. … d:e4, 3. … Sg8-f6 und
3. … Lf8-b4 fortsetzen. Die beiden letztgenannten Züge sind am häufigsten.
Auf 3. … Sg8-f6 erhält Weiß u.a. die Möglichkeit, den Aljechin-Chatard-Angriff einzuleiten.
Die Grundstellung dieser Variante
Unter Angebot eines Bauernopfers bieten sich dem Anziehenden reichhaltige Angriffsmotive. Hervorzuheben sind der
Angriff am Königsflügel mit Dd1-g4 und ggf. über die offene h-Linie sowie Möglichkeiten am Damenflügel im Zusammenhang
mit dem Zug Sc3-b5.
Sehen wir zunächst, was passieren kann, wenn Schwarz das Bauernopfer annimmt.
Schwarz nimmt das Bauernopfer an
Zu dieser Variante finden sich in der Mega Database 2003 über 300 Partien. Die Bilanz der Weißspieler ist dabei klar positiv.
Auffällig ist, dass die Siege von Weiß meist recht schnell ausfallen.
Es folgen einige eindrucksvolle kurze Weiß-Siege mit typischen Motiven:
Wiesel – Negyesy, Ungarn 1931
Kohlmeyer – Kapr, Berlin 1991
Ladegaard – Andersen, Dänemark 1992
Buenafe – Alberola, Spanien 1997
Iturry – Machicao, Peru 2002
Außerdem erinnere ich an meine Partie gegen Dennis Schmarr von der BEM-Qualifikation 2003 (siehe Trainingseinheit 11).
Dort konnte ich sehr schön nachweisen, dass ein unvorbereiteter Spieler in der Vielfalt der Angriffsmotive schnell untergeht.
Das Schlagen des Bauern wird aber von gut vorbereiteten Spielern meist vermieden. Deshalb nun zu den
Hauptvarianten des Aljechin-Chatard-Angriffs.
Schwarz spielt 6. … c7-c5
Auch hierzu 3 schnelle und amüsante Siege von Weiß:
Velimirovic – Ristovic, Jugoslawien 1995
Pasteiner – Carvalho, Brasilien 1996
Bouvet – Laveque, Frankreich 2001
Diese Partien legen den Schluss nahe, dass Schwarz unbedingt den Springerausfall nach b5 vermeiden muss.
Wir werden jedoch sehen, dass er dabei reichlich Zeit verliert und seine Probleme nicht wirklich lösen kann.
Schwarz spielt 6. … a7-a6
Es überrascht nicht, dass man auch zu dieser Variante zahlreiche schnelle Weiß-Siege findet.
Canal – Stähelin, Zürich 1952
MacDonald – Farooqui, England 1991
Goller – Weber, Deutschland 1993
Als eine der aussichtsreichsten Verteidigungen gegen den Angriff gilt der Zug f7-f6. Doch auch hier
besitzt Weiß ein beachtliches Angriffspotential.
Schwarz spielt 6. … f7-f6
In den grossen Datenbanken finden sich zu dieser Variante recht wenige Partien, dafür meist solche auf
besonders hohem Spielniveau. Dazu passt auch das abschließende Beispiel zweier bekannter Großmeister.
Unzicker – Stahlberg, Stockholm 1960
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