Heute sollen uns 2 wesentliche geometrische Motive der Königsführung im Endspiel beschäftigen:
Das Thema der Opposition ist uns schon in mehreren Beispielen begegnet. Jetzt wollen wir das Wissen
darüber noch einmal zusammenfassen.
Gelingt es uns, die Opposition – also die Gegenüberstellung der beiden Könige – einzunehmen, ist sehr oft der Gegner
in einem unangenehmen Zugzwang. Am häufigsten ist die vertikale Opposition, weil sie z. B. den Vormarsch eines Freibauern
unterstützen kann. Auch horizontale Opposition sieht man oft, z. B. beim rückwärtigen Angriff auf eine Bauernkette. Seltener ist
die diagonale Opposition.
Eindrucksvoll vorgeführt wird die Oppositionslehre in der folgenden Studie des Tschechen Moravec.
Studie von Moravec
Nun noch Beispiele aus der Praxis:
Der deutsche Großmeister Lutz Espig spielte gegen den bulgarischen
Großmeister Inkiow.
Espig – Inkiow, Warna 1976
Im zweiten, komplizierteren Beispiel sehen wir 2 weniger bekannte amerikanische Spieler.
La Rouche – Weil, New York 1977
Nun zur Dreiecksbewegung. Sie ist ein wichtiges Mittel um eine Zugzwangsstellung herbeizuführen.
Immer wieder findet sich im Endspiel die Situation, dass man selbst am Zuge ist und nichts gutes für die eigene Stellung
tun kann. Wäre jedoch der Gegner am Zuge, so müsste er seine Position wesentlich schwächen. Das Rezept in solcher
Situation ist so einfach wie wirksam: Man führt die gleiche Stellung herbei, sorgt aber dafür, dass der Gegner am Zuge ist.
Ein Mittel dazu ist die Dreiecksbewegung.
Sehen wir zunächst ein einfaches aber sehr instruktives Endspiel:
Studie von R. Fine
Nicht nur im reinen Bauernendspiel ist dieses Verfahren anwendbar. Selten erlebt man es auch bei anderen Endspieltypen.
Hier zunächst ein Beispiel des früheren Weltmeisters Botwinnik (1911 – 1995) aus der Anfangszeit seiner Karriere.
Er bezwingt hier den als Eröffnungstheoretiker bekannten Wenjamin Sosin (1896 – 1956).
Sosin – Botwinnik, Sowjetunion 1929
Selbst bei sehr viel mehr Material auf dem Brett kann das Dreiecksverfahren helfen, einen Zugzwang herbeizuführen.
Sehen wir als krönenden Abschluss diese Partie:
Henneberger – Nimzowitsch, Schweiz 1931
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