Weiss,M. – Pollock,William
New York, 1889



1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.d3 b5 6.Lb3 Lc5 7.c3 d5 8.exd5 Sxd5 9.De2 0-0 10.De4 Le6!?
Das erste Opfer in dieser Partie: Schwarz gibt einen Bauern. Zeitgenössische Autoren gaben bereits diesem Zug ein Rufzeichen. Doch kann man ihn wohl kaum als stark betrachten. Mit Sg5 kommt Weiß in Vorteil.

11.Sxe5!?
[11.Sg5 g6 12.0-0 Dd7 13.Sxe6 fxe6 14.Lh6 Tf5 15.Sd2 und Weiß steht gut.]

11…Sxe5 12.Dxe5 Sb4?!
An diesem unglaublichen Zug scheiden sich nun die Geister. Schwarz bietet zwei Leichtfiguren an. Die Stellung hat zu vielen Widerlegungsversuchen Anlass gegeben, doch bislang gelang es nicht, für Weiß mit Annahme des Springers klaren Vorteil zu bekommen.

13.0-0
[Natürlich scheitert 13.Dxc5?? an 13…Sxd3+ 14.Ke2 Sxc5 15.Td1 Dh4 ;
Wesentlich interessanter ist die Annahme des Springers. 13.cxb4 Lxb4+ Nun gibt es 2 wichtige Varianten für Weiß: 14.Kd1 Das ist die Idee von Weltmeister Steinitz, der sich ausgiebig mit der Stellung befasste. (Eine andere Idee stammt von James Mason 14.Sc3 Lxb3 15.0-0 (aber nicht 15.axb3?? Te8 16.Dxe8+ Dxe8+ ) 15…Te8 16.Dg3 Lc2 17.Lf4 Dxd3 18.Lxc7 Dxg3 19.Lxg3 Tad8 Mit gutem Spiel für Schwarz. Die Türme dominieren auf den offenen Linien und das Läuferpaar ist ebenfalls ein klarer Vorteil.) 14…Dxd3+ 15.Ld2 (15.Sd2? Lxb3+ 16.axb3 Tfe8 17.Dg3 (17.Df4? Lxd2 18.Lxd2 Dxb3+ ) 17…De2+ 18.Kc2 Tad8 19.Td1 Zwar hat Schwarz nur einen Bauern für die geopferte Figur. Doch selbst moderne Schachprogramme bewerten diese Stellung als klar gewonnen für Schwarz.) 15…Lxb3+ 16.axb3 Dxb3+ 17.Kc1 Tfe8 Schwarz hat nur 2 Bauern für die Figur, doch das offensive Figurenspiel verspricht ihm mindestens Ausgleich.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bis heute keine treffende Widerlegung des Springeropfers gibt. In der Partie jedenfalls fand der Anziehende nicht den Mut, es zu probieren.]

13…Sxd3 14.Dh5 Lxb3 15.axb3 Te8 16.Sd2
[16.Le3 Lxe3 17.fxe3 f6 18.De2 Dd5 19.Sa3 (oder 19.Sd2 ) 19…Tad8 20.Tad1 (Sehr interessant verläuft auch 20.Sc2 c5 21.Txa6 Dxb3 22.Ta7 Se5 23.Tc7 Dxb2 24.Txc5 Sc4 25.Td1 Sxe3 26.Txd8 Txd8 27.Dxe3 Dxc2 28.h3 Dd1+ 29.Kh2 Dd6+ 30.Kh1 Ta8 mit gutem Spiel für Schwarz. Freilich ist ein solches Endspiel schwer zu gewinnen.) 20…De4 Schwarz steht gut, auch angesichts der weißen Schwächen b3 und e3.]

16…De7 17.b4 Lxf2+!
Eine kleine Kombination, bei der klar ist, dass man das Opfer nicht annehmen darf.

18.Kh1
[Natürlich verliert 18.Txf2?? De1+ 19.Tf1 De3+ 20.Kh1 Sf2+ 21.Txf2 (Das erstickte Matt kennen wir bereits. 21.Kg1? Sh3+ 22.Kh1 Dg1+ 23.Txg1 Sf2# ) 21…Dxf2 22.h4 Te1+ 23.Kh2 Df4+ 24.g3 (24.Kh3?? Th1# ) 24…Df2+ 25.Kh3 Th1+ 26.Kg4 De2+ 27.Kg5 f6+ 28.Kf4 Dxh5 ]

18…De1!
Und noch ein Opfer – wiederum offensichtlich nicht anzunehmen – aber die Krönung folgt auf dem Fuße.

19.h3
[Hier war es noch einfach, auf die Dame zu verzichten. 19.Txe1?? Txe1+ 20.Sf1 Txf1# ]

19…Sxc1!!
Aber jetzt kann man doch wohl zuschlagen, oder?

20.Txe1 Txe1+ 21.Kh2 Lg1+ 22.Kg3 Te3+
[Es gewinnt auch 22…Se2+ 23.Kf3 Txa1 24.Kxe2 Te8+ 25.Kd3 Tae1 26.Sf3 g6 27.Dh4 T1e3+ 28.Kc2 Te2+ 29.Kb3 Txg2 30.Sxg1 Txg1 Schwarz hat für die Dame beide Türme und 2 Bauern. Sein König steht sicher. Das sollte reichen.]

23.Kg4
[23.Sf3 Se2+ 24.Kh4 Lf2+ (Gut ist natürlich auch 24…Te4+ 25.Dg4 (25.Kg5 Le3+ 26.Kf5 Sg3# ) 25…Lf2+ 26.g3 Lxg3+ 27.Kg5 h6+ 28.Kf5 Tae8 29.Dxe4 was sonst? 29…g6+!! 30.Kf6 Txe4 ) 25.g3 Lxg3+ 26.Kg5 h6+ 27.Kf5 Td8 28.Dg4 Gegen Td5 mit Materialgewinn gibt es keine brauchbare Verteidigung. 28…Td5+ 29.Se5 Tdxe5# ]

23…Se2 24.Sf1
[Keine Ausrede ist 24.Txg1 Tg3+ 25.Kh4 (25.Kf5 g6+ ) 25…g5+ ; Den stärksten Widerstand leistet wohl 24.Df5 Td8 25.Tf1 (25.Txa6 g6 26.Df6 Tg3+ 27.Kh4 Te8 mit der unparierbaren Drohung 28.-- Txg2 nebst 29.-- Lf2+ ) 25…f6 26.Sf3 g6 27.Dc2 Td5 Und nun droht z. B. 28.-- Tg5+ 29.Sxg5 Tg3+ 30.Kh4 fxg5# ]

24…g6 25.Dd5
[25.Sxe3 gxh5+ 26.Kf3 Lxe3 27.Kxe3 ]

25…h5+ 26.Kg5
[Ebenfalls nicht zu retten ist Weiß mit 26.Kh4 Lf2+ 27.g3 Kg7 28.Dxa8 Txg3 29.Dxa6 (29.Sh2 Tg1# ) 29…Tg4# ]

26…Kg7!!
Der würdige Schlussakkord!! Beide schwarzen Türme sind angegriffen aber Meister Pollock leistet sich einen ruhigen Königszug, der in allen Varianten zum Matt führt.

27.Sxe3
[27.Dxa8 Te5+ 28.Kh4 Lf2+ 29.g3 Sf4! deckt den Bauern h4 und droht somit das unvermeidliche Matt mit g6-g5. Außerdem droht der Springer selbst, auf g2 matt zu setzen. Weiss hätte nur noch sinnlose Damenopfer auf der 8. Reihe, um einen Zug länger zu überleben. 30.Dxa6 g5# (oder 30…Sg2# ) ]

27…f6+ 28.Kh4 Lf2+ 29.g3 Lxg3# 0-1