Wendt,Sebastian (1074) – Pohl,Jonas (1094)
DSMM 2006 Bad Homburg (5), 14.05.2006

Die Partie ist gerade ins Bauernendspiel eingemündet. Wollen wir also abschätzen, wo die Vor- und Nachteile beider Seiten liegen: Auf den ersten Blick erscheint die weiße Stellung nachteilig wegen des Doppelbauern auf der f-Linie und des isolierten h-Bauern. Doch der Schein trügt. Auch Schwarz hat einen isolierten Bauern und als weitere Schwäche den rückständigen Bauern c6. Hingegen muss der weiße Doppelbauer keine Schwäche sein – der Bauer f2 hat wertvolle Reservezüge und der Bauer f5 engt das Spiel von Schwarz ein. So wird Schwarz kaum ohne die Auflösung dieses Doppelbauern mit g7-g6 auskommen. Schließlich hat Weiß im Moment den aktiveren König. Alles in alem dürften bereits die weißen Vorteile überwiegen. Die Fritz-Analyse bestätigt diese Einschätzung in jedem Detail, auch was die weißen f-Bauern betrifft. Versetzt man z. B. den Bauern von f5 nach f4, so ist die Stellung ausgeglichen.

35…Ke7 36.Kd4 Kd6
Beide Spieler haben ihre Könige aktiviert. Nun erkennt man bereits, dass Schwarz recht bald die spielbaren Züge ausgehen werden. Er kann eigentlich nur noch den g- oder(!) h-Bauern ziehen, während Weiß noch 4 bewegliche Bauern hat. Wenn Schwarz den h-Bauern zieht, kann er danach den g-Bauern nicht mehr bewegen. Der weiße Gewinnplan muss also ganz klar darauf beruhen, den Gegner in Zugzwang zu bringen.

37.h4!
Genau nach dem eben skizzierten Plan gespielt.

37…g6
[Eine interessante Idee, auf die wir noch mehrfach zurück kommen werden ist 37…a5!? Freilich taugt der Zug an dieser Stelle nicht zur Rettung. 38.a4! (38.bxa5?? c5+ 39.Kd3 Kc6 und Schwarz hält die Stellung mindestens im Gleichgewicht.) 38…axb4 39.cxb4 Wieder ist Schwarz im Zugzwang – Allerdings hat er nun auch einen Freibauern, den Weiß nicht aus den Augen lassen darf. 39…Kc7 40.Kc5 Kb7 41.h5! Kc7 42.b5 d4 43.Kxd4 cxb5 44.axb5 Kb6 45.Kc4 Kc7 46.Kc5 Kb7 47.b6 und Weiß gewinnt. Keinen Unterschied macht 37…h6 38.h5 a5 39.a4! axb4 40.cxb4 Kd7 usw.]

38.fxg6 hxg6 39.f4
Danach ist der g-Bauer konsequent ausgebremst.

39…f5
Das war's: Schwarz hat seinen letzten schadlosen Bauernzug aufgebraucht. [Zu einem Bauernwettlauf konnte 39…Ke6 führen. Doch dabei ist Schwarz auf jeden Fall zu langsam. 40.Kc5 Kf5 41.a4 Kxf4 42.Kxc6 Kg4 43.b5 axb5 44.axb5 Kxh4 (44…f5 45.b6 f4 46.b7 f3 47.b8D f2 48.Df8 Kg3 49.Dxf2+ Kxf2 50.Kxd5 Kg3 51.c4 Kxh4 52.c5 g5 53.c6 g4 54.c7 g3 55.c8D g2 56.Dc5 Kg3 57.Ke4 Kg4 58.Dd4 Kg3 59.Dg1 Kh4 (59…Kh3 60.Kf4 Kh4 61.Dh2# ) 60.Dxg2 Kh5 61.Kf5 Kh6 62.Dg6# ) 45.Kxd5 f5 46.b6 f4 47.b7 f3 48.b8D f2 49.Dh2+ ]