Endspiel – Intensiv
Starker Läufer – Schwacher Springer

Es geht heute um Endspiele in denen (neben der Bauernmasse) ein Spieler noch einen Läufer besitzt, sein Gegner hingegen einen Springer. Natürlich gelten beide Figuren als gleichwertig und man tauscht sie in der Eröffnung oder im Mittelspiel bedenkenlos gegeneinander ab. Doch es sind Stellungen vorstellbar, in denen die eine oder andere Figur typische Vorteile verspricht.
Heute sehen wir Beispiele, in denen der Läufer über den Springer dominiert.

Zunächst gelten auch hier die allgemeinen Prinzipien der Endspielführung. Solche Vorteile, wie ein Freibauer oder die aktivere Königsstellung sind in jedem Endspiel wichtig. Hier wollen wir uns auf die charakteristischen Merkmale des Endspiels mit starkem Läufer gegen schwachen Springer beschränken.

Hier die wichtigsten Ideen, für das Spiel mit dem Läufer gegen den Springer:


Beim Spiel auf Felderschwächen im gegnerischen Lager zerfällt der Plan des Angreifers meist in drei charakteristische Etappen.

  1. Der Läufer greift die schwachen Bauern an. Der Gegner ist an die Verteidigung dieser Bauern gebunden.
  2. Der König droht mit dem Eindringen in die gegnerische Stellung. Auch hier wird der Verteidiger an die Deckung der entscheidenden Felder gebunden.
  3. Schließlich gerät die Springer-Partei in Zugzwang und kann nicht mehr alle Probleme bewältigen.

Sehen wir, wie die Meister es verstehen, einen starken Läufer effektvoll einzusetzen.
Im ersten Beispiel gewinnt der russische Großmeister Alexander Konstantinopolski, der zu jener Zeit zu den stärksten Spielern seines Landes gehörte.
Konstantinopolski – Kasparjan, Moskau 1947
Das "Festlegen" der Bauern demonstriert uns die Weltmeisterin Maja Tschiburdanidse in einer Partie aus der Frauen-Schacholympiade 1982. Sie wurde im entscheidenden Kampf um die Goldmedaille zwischen der Sowjetunion und Rumänien gespielt.
Tschiburdanidse – Muresan, Luzern, 1982
Die nächste Partie zeigt, wie der Einbruch des Königs ins gegnerische Lager erzwungen wird. Sieger dieser Partie ist der deutsch-tschechische Meister Karl Gilg (1901 – 1981), der beide Länder in internationalen Meisterschaften vertrat.
Gilg – Szekely, Tschechoslowakei 1930
Weitaus länger verläuft die Gewinnführung in der folgenden Partie zweier Weltklassespieler.
Reti – Rubinstein, Göteborg 1920
Gewiss hat sich Weiß hier nicht immer optimal verteidigt. Damit zeigt die Partie, wie schwer es selbst einem Top-Spieler fällt, sich ständig mit einem dominierenden Läufer auseinanderzusetzen.

Nach diesen Klassikern nun noch zwei Partien von Top-Spielern der Gegenwart bzw. jüngeren Vergangenheit.
Azmaiparashwili – Carlsen, Russland 2005
Karpow – Z. Polgar, Madrid 1992


Sehen wir nun noch einige Beispiele, in denen der Läufer den Springer "abschneidet" – also völlig vom Spielgeschehen ausschließt oder sogar erobert.
anonymes Lehrbeispiel

Den folgenden lehrreichen Springerfang sah ich unlängst in einer Partie der Berliner Schulschach-Liga zwischen zwei 10- bis 11jährigen Spielern.
NN – Przibilla, Berlin 2007

Zum Schluss eine russische Meisterpartie:
Goldberg – Tolusch, Sowjetunion 1949




Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich

© Weitergabe und -verwendung nur nach ausdrücklicher Zustimmung.
Thomas Binder, 2007