Training am Computer
Die Vorbereitung auf einen konkreten Gegner

Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Vorbereitung auf einen konkreten Gegner das Privileg weniger Großmeister. Nur sie fanden in Büchern und Zeitschriften genügend Partien ihrer Kontrahenten, die eine effektive Vorbereitung möglich machten.
Das hat sich inzwischen grundlegend gewandelt. Uns Schachspielern stehen mächtige Datenbanken zur Verfügung, die nicht nur die berühmten Partien der Schachgeschichte und praktisch aller hochklassigen Turniere enthalten, sondern auch zahllose Amateur- und Nachwuchsturniere. So kann man hoffen, auch für Spieler im Leistungsbereich weit unter ELO 2000 und selbst für Jugendliche und Kinder bereits eine ansehnliche Zahl von Partien zu finden, die eine Betrachtung lohnen.

Wichtigste Quelle sind die von der Firma Chessbase herausgegebenen Datenbanken Big Database und Mega Database. Sie werden jährlich ergänzt und aktualisiert. Dabei unterscheiden sich beide Ausgaben nicht im Partiematerial, sondern lediglich darin, dass die Mega-Variante zusätzlich Partie-Kommentare und weitere "Zugaben" enthält, wie z. B. ein Spielerlexikon mit zahllosen Fotos der Akteure.
Die Chessbase-Datenbanken enthalten inzwischen (2007) mehr als 3,5 Millionen sorgfältig editierte Partien. Wer sich dieses recht teure Vergnügen nicht leisten möchte, kann auch auf das Programm Fritz zurückgreifen, welches bereits eine Datenbank mit (Fritz 10) über 1,1 Millionen Partien enthält.
Bei beiden Produkten gilt natürlich der bereits gegebene Hinweis, sich u.U. mit der Vorgängerversion des aktuellen Programms zu begnügen, die auch vom Taschengeld bezahlbar sein dürfte.

Neben Chessbase bieten auch einige andere Hersteller vergleichbare Datenbanken. Auch im Internet sind Schach-Datenbanken an vielen Stellen (meist kostenlos) downloadbar. Eine sehr umfassende Übersicht solcher Download-Quellen bietet die Seite von Lars Balzar. Schließlich findet man heute über jedes ordentliche Schachturnier eine ausführliche Berichterstattung im Internet. Meist enthält diese auch das Angebot zum Download der dort gespielten Partien.

Die folgende Darstellung orientiert sich an den Produkten von Chessbase.

Der erste Eindruck vom Gegner

Bild Wenn wir also wissen, gegen wen es in der nächsten Runde geht, gilt der erste Blick der großen Datenbank. Wenn der Gegner ein nur halbwegs aktiver Turnierspieler ist, wird er dort seine Spuren hinterlassen haben.
Für den genauen Umgang mit den Chessbase-Suchfunktionen verweise ich auf die nächste Folge dieser Artikelserie.
Wir gewinnen einen Eindruck, an welchen Turnieren er teilgenommen hat und welche Erfolge er dort erreichte. Vielleicht findet sich unter seinen Gegnern auch jemand, den man kennt oder gegen den man selbst bereits gespielt hat. Das lässt dann interessante Quervergleiche zu.

Ich möchte einige Aspekte der Vorbereitung anhand meiner Partie gegen Dietmar Poppner beim Lichtenrader Herbst 2006 verdeutlichen. Der erste Blick geht also auf die Summe der von ihm in Chessbase erfassten Partien – siehe Bild links.
Wir finden 195 Partien aus einem recht langen Zeitraum – Herr Poppner ist ein sehr sympathischer älterer Herr mit einem immensen Erfahrungsschatz. Beim Blick auf die gespielten Turniere fällt das Wort Bundesliga. Auch wenn seine Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse schon ein paar Jahrzehnte zurückliegen, flößt dies berechtigten Respekt ein.

Einen zusätzlichen Überblick über die Aktivitäten des Gegners kann man sich übrigens in der DWZ-Datenbank des Deutschen Schachbundes unter diesem Link verschaffen. Auch dort findet man alle gespielten Turniere des gesuchten Spielers einschließlich der Einzelergebnisse, allerdings ohne Partien. Wir wissen also über Herrn Poppner nun schon, dass wir es mit einem sehr erfahrenen und starken (ELO über 2100) Kontrahenten zu tun bekommen. Wir möchten mehr über ihn wissen.


Bevorzugte Eröffnungsvarianten

Bild Bild Ich werde in der Partie gegen Dietmar Poppner mit Weiß spielen – und ganz sicher werde ich mit 1.e2-e4 eröffnen. Aus dem Bestand von 195 Partien muss ich nun also jene heraus filtern, in denen Poppner mit Schwarz spielte und seine Gegner mit dem Königsbauern eröffneten.

Die dafür erforderliche Suche ist in Chessbase schnell vorbereitet:
In der Partieliste wählen wir das Filtersymbol (im linken Bild oben rechts zu erkennen) und entscheiden uns für einen Partiefilter und einen Stellungsfilter.
Das linke Bild zeigt den Partiefilter. Wir geben als "Schwarz" den Namen des gesuchten Spielers ein und achten darauf, dass Häkchen bei "Farben ignorieren" zu entfernen. Weitere Eingrenzungen (z. B. auf den Zeitraum) machen in diesem Fall keinen Sinn.
Im Stellungsfilter (rechtes Bild) baut man sich einfach die Figuren nach 1.e2-e4 auf (oder holt mit der Funktion "Brett holen" ein parallel geöffnetes Brettfenster hinzu). Unterhalb des Brettes sind noch einmal die beiden aktivierten (und alle weiteren möglichen) Filter zu sehen. Die Suche kann starten.

Sie ergibt immerhin noch 47 Partien – das sollte für einen Eindruck von seiner Eröffnungswahl genügen. Der nächste Suchschritt ergibt zudem, dass Herr Poppner in 46 dieser 47 Partien mit dem Zug 1… c7-c5 – also Sizilianisch – antwortete. Eine solch klare Dominanz einer einzigen Eröffnung sehe ich natürlich sehr gerne. Man kann mit einiger Sicherheit annehmen, dass auch zwischen uns eine Sizilianische Partie aufs Brett kommt.
Leider gibt es auch Spieler, wo man die Eröffnungsvorbereitung hier abbrechen kann. Die Datenbank enthüllt, dass sie zwischen sehr vielen verschiedenen Eröffnungen variieren und eine Vorhersage nicht zuverlässig möglich ist – auch eine Erkenntnis…
Allerdings sollte man einen solchen Eindruck nicht vorschnell gewinnen. Vielleicht hat der Spieler ja im Laufe der Zeit seine Eröffnungsvorlieben gewandelt, ist aber in letzter Zeit einer Variante treu geblieben.

Nun kann man schon einmal überlegen, wie man selbst gegen die erwartete Eröffnung üblicherweise spielt. Auch in späteren Verzweigungen offenbart die Datenbank, welche Varianten der Gegner bevorzugt. Gerade in der hier betrachteten Sizilianischen Verteidigung hat Schwarz die Wahl zwischen vielen sehr verschiedenen Arten, sich aufzubauen. Wenn das Partiematerial ausreicht, wird man sich so Zug für Zug in die zu erwartende Variante vorarbeiten. Dabei leistet übrigens auch die Chessbase-Funktion Eröffnungs-Referenz gute Dienste, mit der wir uns in der nächsten Folge beschäftigen wollen.

Zurück zu Dietmar Poppner: Er wird mir also Sizilianisch kommen. Na gut – dagegen spiele ich sicher das Morra-Gambit 2.d2-d4 und fühle mich in dieser Eröffnung sehr wohl. Sicher wird sich unter seinen 46 Sizilianisch-Partien auch das eine oder andere Morra-Gambit befinden und man kann sehen, wie er sich dagegen aufbaut – z. B. wie er die grundlegende Frage beantwortet, das Gambit anzunehmen oder abzulehnen.
Also verfeinern wir den Stellungsfilter noch einmal und suchen Positionen nach 1.e4 c5 – 2.d4. Das Ergebnis ist ernüchternd: Keine der gespeicherten Partien von Dietmar Poppner begann mit dem Morra-Gambit. Sicher ist es ihm in seiner langjährigen Praxis schon begegnet, aber diese Partien sind eben leider nicht in der Datenbank.

Dass die Analyse der Eröffnung hier nicht abbrechen muss, werden wir gleich sehen. Zuvor noch ein kleiner Exkurs am Rande:
Unsere Partie ergab tatsächlich die erwartete (und erhoffte) Eröffnung. Nach der Partie erzählte mir Herr Poppner, dass er in der Tat seit Jahren kein Morra-Gambit mehr auf dem Brett hatte – aber in den 1970er-Jahren hat er einen umfangreichen Aufsatz über dieses Gambit für eine deutsche Schachzeitung aus dem Russischen übersetzt. Er kennt das Morra-Gambit also sehr gut, doch diese Information konnte mir keine noch so große Datenbank verraten.

Was wissen wir bis jetzt?
Sehr wahrscheinlich wird das Morra-Gambit aufs Brett kommen. Egal, ob Schwarz das Gambit ablehnt oder annimmt, werde ich also eine Eröffnung "nach meinem Geschmack" bekommen. Ich schaute noch mal kurz in die Bücher, spielte einige meiner erfolgreichen Morra-Partien nach und freute mich auf eine nicht aussichtslose Auseinandersetzung mit einem gleichermaßen spielstarken wie sympathischen Schachfreund. Ganz nebenbei muss man natürlich einem solch starken Spieler auch zutrauen, dass er die stärksten Antworten auf das Morra-Gambit kennt – so streifte mein Blick in die Literatur auch noch einmal die Motive der sogenannten Sibirischen Variante, die von vielen hochkarätigen Gegnern bevorzugt wird.


Analyse des Eröffnungsaufbaus

Auch wenn die Mega-Database keine Morra-Gambits meines Gegners enthielt, sind wir mit unserem Latein in Sachen Partievorbereitung noch lange nicht am Ende. Chessbase hilft uns noch weiter, den bevorzugten Aufbau eines Spielers zu durchleuchten. Diese sehr aufschlussreiche Funktion erreicht man über die Liste der ausgewählten Partien mit einem Rechtsklick und dem Menüeintrag Figurenaufenthalte. Man kann dann für jede Figur optisch anzeigen lassen, auf welchen Feldern sie sich in den markierten Partien aufhielt. Mit den übrigen Parametern dieser Funktion kann man ein wenig experimentieren, z. B. mit dem für die konkrete Analyse relevanten Zugbereich. Da wir uns für den Stellungsaufbau gegen Ende der Eröffnung interessieren, habe ich das Intervall zwischen dem 10. und 15. Zug ausgewählt.
Was kann es uns über den üblichen Aufbau von Dietmar Poppners Sizilianisch-Partien verraten?

Die Bauern

Bild Dass der schwarze c-Bauer dominant auf c5 steht, darf uns nicht verwundern – schließlich betrachten wir nur Partien, die sich nach 1.e4 c5 ergaben. Die Bauern auf der d- und e-Linie zieht Schwarz offenbar bevorzugt auf die 6. Reihe, dabei den e-Bauern etwas häufiger als den d-Bauern. Hin und wieder kommt auch ein schwarzer Bauer nach d4, vermutlich im Zuge des durchaus üblichen Abtausches auf diesem Feld, wo er auch nicht lange stehen bleibt. Die Bauern vor der kurzen Rochadestellung (f7, g7 und h7) verharren offenbar in ihrer Ausgangsstellung. Wenn dort überhaupt etwas passiert, dann ein Fianchetto mit g7-g6, also die sogenannte Drachenvariante. Im Gesamtrepertoire Poppners scheint sie aber eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Auffällig ist noch, dass relativ häufig der a-Bauer nach a6 gezogen wird. Dies ist ein wichtiger Zug in vielen Varianten der Sizilianischen Partie. Auch im Morra-Gambit spielt er eine bedeutende Rolle, um dem lästigen Springerausfall Sc3-b5 vorzubeugen. Ich kann also damit rechnen, dass mein Gegner recht früh den a-Bauern aufziehen wird.

Die Springer

Bild Über den Damenspringer (Bild links) bringt die Analyse nicht viel Neues. Er wird praktisch immer nach c6 gezogen und bleibt dort auch unverrückbar stehen. Allenfalls eine kleine Tendenz zu Zügen nach e5 ist zu bemerken. Freilich ist dies bei den relativ wenigen Partien nicht so aussagefähig.

Bild Bild Auf den ersten Blick (nämlich mit der Anzeige "Verweildauer auf Feld" – siehe linkes Bild) scheint auch der Königsspringer ein ruhiges Leben unter Poppners Regie zu führen. Wesentlich aufregender wird es aber, wenn man zu der Anzeige "Züge auf Feld" (Bild rechts) wechselt. Die Verweildauer-Anzeige spricht zwar sehr deutlich dafür, dass diese Figur auf dem Feld f6 geparkt wird, das zweite Bild zeigt aber, dass sie von dort eine reiche Auswahl an Feldern ansteuert – auf denen sie entweder getauscht wird oder die nur als Zwischenstation auf dem Weg dienen – dafür spricht die jeweils sehr kurze Verweildauer. Unter den vielen hier besetzten Feldern sei auf die auffällige Zahl von Zügen nach g4 aufmerksam gemacht (siehe Mauszeiger).

Die Läufer

Bild Bild Obwohl wir uns schon gegen Ende der Eröffnung befinden, scheint Herr Poppner seine Läufer vergleichsweise selten bzw. spät zu bewegen. Der Damenläufer steht auch nach 10-15 Zügen fast immer noch auf seinem Heimatfeld c8. Wenn überhaupt, wird er behutsam nach b7 oder e6 entwickelt. Läuferausflüge z. B. nach g4 – bei vielen Spielern auffällig regelmäßig – kommen bei Dietmar Poppner in dieser Partiephase offenbar kaum vor. Für mich eine beruhigende Erkenntnis, da ich die damit verbundene Fesselung oft als unangenehm empfunden habe.

Der andere Läufer muss natürlich entwickelt werden, um die kurze Rochade zu ermöglichen. Aber dies tut Herr Poppner offenbar recht spät. Eine weitere Analyse ergab den ersten Zug des Königsläufers oft erst etwa im zwölften Zug. Wenn er die Wahl hat, stellt mein Gegner den Läufer wohl gerne nach g7 – das spricht für einen ruhigen und soliden Aufbau. Auch das Feld e7 spielt eine bevorzugte Rolle. Es ist auch im Morra-Gambit der normale Entwicklungsplatz dieser Figur. Frühe Entwicklungen zum Damenflügel (c5, b4) sind hingegen kaum zu erwarten.

Die Türme

Bild Bild Was macht Poppner mit seinen Türmen? Die Bilder zeigen sehr deutlich, dass Turmzüge in seinen Sizilianisch-Partien in der Eröffnung sehr selten sind. Allenfalls die kurze Rochade (wie sonst soll der Königsturm nach f8 gelangen?) sorgt für die Aktivierung eines Turmes. Der Damenturm verharrt meist noch lange auf a8, hin und wieder wurde er aber auch nach b8 bewegt. Eine weiterführende Analyse förderte übrigens zwischen dem 15. und 20. Zug regelmäßige Turmzüge nach c8, d8 oder e8 zutage. Doch da sind wir schon weit über die Eröffnungsbetrachtung hinaus.

Die Dame

Bild Auch die schwarze Dame verweilt recht lange auf ihrem Ausgangsfeld. Als häufigster Zug dieser Figur ist Dd8-c7 zu erkennen. Das ist im Sizilianischen durchaus ein natürliches Feld und spielt im Morra-Gambit eine noch größere Rolle als in vielen anderen Abspielen. Ich kann also sehr sicher davon ausgehen, dass mein Gegner den Zug nach c7 spielen wird.

Der König

Bild Der Blick auf die Stellung des schwarzen Königs zwischen dem 10. und 15. Zug offenbart, dass Dietmar Poppner wohl recht spät rochiert oder sogar im Zentrum stehen bleibt. Lange Rochaden kommen praktisch nicht vor, was aber auch an der Eingrenzung auf die Sizilianische Partie liegt, in deren Konzept die Rochade nach der Damenseite nicht passen dürfte. Im Morra-Gambit gehört die kurze Rochade hingegen praktisch immer zum Standardaufbau von Schwarz. Sollte er darauf verzichten, könnte mir das zusätzliche Chancen einräumen.


Soweit also die graue Theorie. Sehen wir, ob sich die aufwendige Vorbereitung in der tatsächlichen Partie ausgezahlt hat und insbesondere ob unsere Vermutungen über den gegnerischen Aufbau zutreffen.
Binder – Poppner, Berlin 2006
Die Vorbereitung hat sich also gelohnt und die Vermutungen über den Aufbau der gegnerischen Stellung sind weitgehend eingetroffen. Zwar ging die Partie nach einem Patzer doch noch verloren, aber aus der Eröffnung kam ich mit deutlichem Vorteil heraus.


Weitergehende stilistische Analyse

Nicht immer hat man genügend aussagefähiges Partiematerial um eine solch eingehende Analyse vorzunehmen. Doch schon aus wenigen Partien und Ergebnissen kann man Rückschlüsse auf die Spielweise des nächsten Gegners ziehen. Ein schönes Beispiel dafür ist meine Vorbereitung auf Partien gegen den sympathischen Schachfreund Albert Jürgen Gremm vom SC Kreuzberg.
Die Mega-Database listet 64 Partien auf, doch der Versuch einer Eröffnungsanalyse (aus Gremms Weißpartien) scheitert kläglich: Bereits in dieser kleinen Partieauswahl wandte er fast alle plausiblen Anfangszüge an – bis hin zu 1.Sb1-c3 und 1.h2-h4. Das spricht einerseits für großes Selbstvertrauen und andererseits für eine kreative und phantasievolle Spielweise. Dieser Eindruck wird auch durch einen Blick auf die Ergebnisse bestätigt: Von den 64 Partien endeten nur sechs mit einem Remis. Herr Gremm sucht also immer eine Entscheidung. Das bestätigt sich auch bei einem Blick auf weitere seiner Turnierresultate in der DWZ-Datenbank des Deutschen Schachbundes.

Ein kurzes Durchspielen einiger Gremm-Partien zeigte dann auch recht turbulenten Spielverlauf und ideenreiches Angriffsspiel ohne Rücksicht auf materielle Verluste. Selbst seine wenigen Remispartien sind von diesem Stil geprägt.
Freilich war auch zu erkennen, dass Herr Gremm manchmal das Risiko dieser Spielweise mit eklatanten Niederlagen bezahlen muss. Dennoch dürfte sein Stil – wenn man die Gabe entsprechend phantasievollen Spiels besitzt – erfolgversprechend sein und in der Summe zu positiven Ergebnissen führen.
Unsere Partie nahm schließlich einen Verlauf, wie man ihn nach dieser Vorbetrachtung nicht anders erwarten konnte. Ohne Rücksicht auf die Sicherheit der eigenen Stellung, griff Weiß an – opferte sogar völlig korrekt die Dame – und stand vor einem sicheren Sieg. Nach langem Nachdenken fand ich eine Gelegenheit, die Stellung weiter zu verkomplizieren. Ich war bereit, die Dame zurück zu geben. Noch immer stand Gremm auf Gewinn, wählte aber in hochkomplexer Stellung einmal den falschen Weg, als er mein Damenopfer zu früh annahm und geriet so noch in ein verlorenes Endspiel.
Die Erwartungen aus der Vorbereitung gingen also sehr gut auf.
Gremm – Binder, Berlin 2006


Ein Jahr später traf mein Schüler Robin Toebs auf den gleichen Gegner. Obwohl um ca. 800 DWZ-Punkte unterlegen, räumte ich Robin eine gewisse Chance ein, auch gegen diesen Gegner zu bestehen. Ich wusste recht viel über den Stil von Herrn Gremm und konnte meinen Schützling gut darauf einstimmen.
In meiner Mail vom Vorabend an ihn sind folgende Sätze verbürgt: "Partien gegen Herrn Gremm sind immer sehr interessant. Er spielt außerordentlich phantasievoll und aggressiv. … Wenn er zu viel riskiert, kann das auch nach hinten losgehen. Mit deiner bisher sehr besonnenen Spielweise hast du da durchaus eine Chance, ihm das Leben (und Siegen) schwer zu machen."
Sehen wir, wie diese Prophezeiung sich erfüllte:
Gremm – Toebs, Berlin 2007




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Thomas Binder, 2007