Es ist oft genug gesagt worden, dass die beste Trainingsmethode wohl einfach darin besteht möglichst viel Schach zu spielen.
Da bietet sich ein Computerprogramm scheinbar als idealer Spielpartner an. Doch – so geht es jedenfalls mir – die rechte
Freude will dabei nicht aufkommen. Lässt man aktuelle Schachprogramme auf aktueller Hardware ungebremst spielen, so hat man
gegen sie praktisch keine Chance. Selbst die besten Spieler der Welt waren schon in ernsthaften Wettkämpfen gegen die
Computer unterlegen. Natürlich kann man die Spielstärke der Programme anpassen. Viele Programme bieten dafür geradezu
unüberschaubare Einstellungsoptionen, doch wer mag sich über einen Sieg freuen, wenn er weiß, dass der Gegner künstlich
gedrosselt wurde…
So bleibt unser guter Freund Fritz also vor allem der unbestechliche Helfer in der Analyse und zur Partievorbereitung.
Doch davon war in den früheren Beiträgen ja schon die Rede.
Wenn uns nun der Computer als Spielpartner nicht zusagt, dann also ein Mensch aus Fleisch und Blut – das ist allemal die
bessere Wahl. Auch hier bietet der Computer Möglichkeiten, schnell und unkompliziert an Gegner der passenden Spielstärke
zu kommen. Heute spielt sich ein großer Teil des Schachlebens im Internet ab. Auf den Schachservern werden täglich
Zigtausende Partien (oder sind es schon Millionen?) gespielt. Auch die Vielfalt der verfügbaren Angebote ist mittlerweile
unübersichtlich geworden. Eine Auflistung bietet z. B. der Deutsche Schachbund auf seiner Homepage unter
dieser Adresse.
Neben dem in Deutschland sehr populären (aber auch nicht unumstrittenen) Server der Firma Chessbase gibt es zahlreiche
andere Angebote, darunter auch solche mit kostenlosem Zugang.
Auf jeden Fall bietet das Online-Spiel eine Menge Vorteile, wenn man es verantwortungsbewusst einsetzt. Nie war es so einfach,
zu jeder Zeit einen passenden Schachpartner zu finden und mit diesem ein paar Partien auszutauschen. Ohne den Druck eines
ernsthaften Turniers kann man natürlich auch neue Eröffnungen ausprobieren, riskante Manöver wagen und häufig auftretende
Endspieltypen trainieren.
Ich habe aber an anderer Stelle auch bereits auf die Nachteile und Risiken des Online-Spiels hingewiesen. Wegen der enormen
Bedeutung möchte ich einige hier wiederholen:
Viele Schachserver bieten über das eigene Spiel hinaus noch weitere interessante Trainingsmöglichkeiten. So halten renommierte
Schachtrainer und -meister regelrechte Lektionen ab. Solange dies kostenlos ist, sollte man unbedingt mal reinschauen.
Schließlich kann man auf Schachservern auch einfach nur kiebitzen. Neben uns Amateuren tummeln sich auch regelmäßig viele
Großmeister in der Online-Welt. Wo sonst hat man die Gelegenheit einfach mal dem Spiel zweier Weltklasse-Spieler zuzuschauen?
Das gibt es völlig unkompliziert fast jederzeit auf den renommierten Servern – ein unschätzbarer Vorzug des Online-Schachs
praktisch gegenüber allen anderen Sportarten.
Gute Schachprogramme bieten heute neben der reinen Spiel- und Analysefunktion auch integrierte Trainingsmodule. Aus den
Möglichkeiten von Fritz möchte ich vor allem auf das Endspieltraining verweisen. Hier kann man, so oft man
möchte, die elementaren Endspiele (also z. B. Mattsetzen mit Läufer und Springer oder wichtige Bauernendspiele) üben.
Auf dem linken Bild sehen wir den Menüpfad zum Endspieltraining. Dann kann man (siehe rechtes Bild) das gewünschte Training
auswählen und spielt die Stellung gegen den Computer aus. Dieser verteidigt sich optimal und zeigt, wie wir es bereits
kennen die Stellungsbewertung im Analysefenster an.
Fritz bietet eine Reihe weiterer Trainingsthemen an, das Endspielmodul scheint mir aber bei weitem das Überzeugendste.
In den letzten Jahren haben die Schachtrainer und -großmeister einen faszinierenden Weg entdeckt, ihre Werke an den lernwilligen
Schachspieler zu bringen. Neben dem nach wie vor florierenden Buchmarkt hat sich ein völlig neues Medium des Schachtrainings
entwickelt: Auf CD bzw. DVD werden zu praktisch allen Themen hoch interessante und lehrreiche Kurse herausgegeben.
Die Präsentation auf dem mitlaufenden Schachbrett, der gesprochene Kommentar und die Möglchkeit, interaktive Elemente
(z. B. die Analyse-Funktion der Schachengine) einzubinden, bedeuten einen enormen Gewinn für effektives Training gegenüber klassischen
gedruckten Werken. So ist es kein Wunder, dass praktisch alle Bereiche der Schachliteratur jetzt auch als elektronische
Medien zur Verfügung stehen. Sicher wird dieser Markt weiter wachsen und an manchen Stellen dem herkömmlichen Schachbuch den Rang
ablaufen.
Trainingsmedien gibt es zu speziellen Eröffnungen, zu bestimmten strategischen Themen und taktischen Motiven, zum Endspiel
aber auch als Biographien bedeutender Meister oder als Bericht zu wichtigen Turnieren.
Mit der Qualität und den Empfehlungen ist es so eine Sache… Wie es gute und weniger gute Bücher gibt, gibt es auch
hier sehr große Unterschiede. Es steht und fällt eben mit der Qualität des Autors – und damit ist nicht nur die schachliche
Spielstärke gemeint, sondern seine Fähigkeit, den Stoff auch ansprechend aufzubereiten und zu vermitteln.
Zu den führenden Anbietern gehört auch hier die Hamburger Firma Chessbase. Ihre Trainings-DVDs beinhalten ein eigenes
Präsentationsprogramm. Man benötigt also nicht zusätzlich die eigentlichen Hauptprodukte Fritz und Chessbase. Eine Übersicht
des Angebots dieser Firma findet man übrigens in deren
Online-Shop – vor allem unter den Kategorien "Eröffnungstraining", "Mittelspiel",
"Endspiel" und "Schach Legenden".
Die Bilder bei diesem Abschnitt verschaffen einen kleinen Eindruck von zwei sehr beliebten Trainingsserien: Dem Endspielwerk
des deutschen Großmeisters Karsten Müller und der sehr empfehlenswerten Reihe "powerplay" des Engländers Daniel King.
Ein speziell für Kinder auf Anfänger-Niveau gedachtes Angebot bildet die Serie "Fritz und Fertig". Hierzu habe ich keine eigenen Erfahrungen, weiß aber, dass meine Schüler mit großer Begeisterung daraus gelernt haben.
Für Fragen, Kritiken und Anregungen bitte Email an mich