Als Schwarzspieler ist man – und das geht sicher nicht nur mir so – relativ selten mit dem Eröffnungszug 1.f2-f4, der sogenannten Bird-Eröffnung konfrontiert. Wer mit diesem Zug beginnt, ist in der Regel ein Spezialist und spielt jede Partie so. Er hat also auf jeden Fall einen Erfahrungsvorteil. Zudem kommt diese Spielweise offensiven Spielern sehr entgegen. Nach der kurzen Rochade können sie ihren Turm gut über die f-Linie ins Spiel bringen und auch mit weiteren Vorstößen des Bauern für Aufregung sorgen. Auch auf das Zentrum übt der f-Bauer starken Druck aus.
Wenn sich Schwarz nun entschließt, diesem Aufbau ebenfalls agressiv entgegen zu treten, kommt die Gambitfortsetzung 1… e7-e5 sehr in Frage. Sie
wurde von dem dänischen Schachmeister Martin Severin From (1828 – 1895) in die Turnierpraxis eingeführt und trägt bis heute seinen Namen.
Nach den Zügen 2.f4xe5 d7-d6 3.e5xd6 Lf8xd6 erreichen wir die Grundstellung der Eröffnung. Sie ist Ausgangspunkt für erstaunlich reichhaltige
Möglichkeiten beider Seiten.
Wir wollen nun diese Fälle der Reihe nach betrachten.
Sehen wir uns zunächst als warnendes Beispiel an, welche Gefahren einer schnellen Niederlage dem sorglosen Weißspieler drohen. Gerade in Nachwuchsturnieren
kommen solche Partien immer wieder vor. Von erfahrenen Spielern darf man freilich nicht erwarten, dass ihnen diese Wendung unbekannt sei.
In der Regel kommt die Gefahr über die Diagonale d6-g3 in Gestalt eines einfachen Mattbildes.
Youakim – Heyward, Australien 1999
Wenn Weiß nicht ganz so bereitwillig mithilft, braucht es manchmal auch ein Damenopfer.
Anonyme Variante – vermutlich tausendfach gespielt
Ein weiteres Beispiel kennen wir aus einer Berliner Jugendmeisterschaft.
Eisenträger – Schmidt, Berlin 2004
Zwei weitere schnelle Matts mögen genügen, um Appetit auf diese Eröffnung zu machen.
Thomas – Gerst, Deutschland 1996
Lindgaard – Fredgaard, Dänemark 2004
Aus der Grundstellung nach dem natürlichen weißen Zug 4.Sg1-f3 kann Schwarz nun also sofort einen Angriff am Königsflügel starten oder aber seine Entwicklung fortsetzen. Dem erstgenannten Ziel dient vor allem der Zug 4… g7-g5. Die Drohung, diesen Bauern nach g4 zu schieben und den weißen Springer zu vertreiben ist sehr gefährlich. Unter den Antworten von Weiß sind die Züge 5.d2-d4 und 5.g2-g3 erprobt.
In dieser Variante werden frühzeitig die Damen getauscht und Weiß behauptet lange seinen Mehrbauern. Die strukturellen Schwächen im Zentrum wiegen diesen
Vorteil aber auf. Wir sehen zunächst die Hauptvariante und dann eine Beispielpartie, in der Weiß alle Klippen umschifft und sicher gewinnt.
Hauptvariante nach 5.d2-d4
Szlabey – Boros, Ungarn 1999
Die Variante mit
g2-g3 wird deutlich öfter gespielt als die vorige. Der Kampf verläuft wesentlich lebhafter und die Gefahren für beide Spieler sind außerordentlich vielfältig.
Verschaffen wir uns zunächst einen Eindruck von den wichtigsten Ideen.
Hauptvariante nach 5.g2-g3
Zwei aufregende Kurzpartien zeigen, wie sich diese theoretischen Betrachtungen in der Praxis wiederfinden.
Bombin – Ayas, Spanien 1994
Weiner – Jell, Deutschland 1991
Dieser Zug ist mit der konkreten Idee verbunden, gleich weiter nach g4 zu ziehen. In manchen Abspielen ist dann sofort das Springeropfer auf h2 möglich.
Weiß muss also auch hier von Anfang an aufmerksam spielen.
Hauptvariante nach 4… Sg8-f6
Auch hier sollen uns zum Abschluss zwei Kurzpartien erfreuen.
Lettner – Ramoser, Österreich 1994
Fryk – Gurcik, Slowakei 2007
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