Karpow,Anatoli (2705) – Andersson,Ulf (2630)
London, 1984

Die Stellung ist weitgehend ausgeglichen. Allenfalls ein gewisser Raumvorteil spricht für den Weltmeister. Karpow begann nun eines der bemerkenswertesten Manöver der Schachgeschichte. Er will am Königsflügel aktiv werden. Doch dazu muss er zunächst seinen eigenen König in Sicherheit bringen.

24.Kg1-f1
SCHACH: Karpow wandert mit dem König zum Damenflügel, damit er auf der anderen Seite ungestört seinen Druck etwas verstärken kann.

24…Se8-g7 25.Kf1-e2 Tc7-e7 26.Ke2-d1 Dd8-c8 27.Ta1-b1 h7-h5 28.h2-h3 Sg7-e6 29.h3-h4 Kg8-h7 30.Df3-h3 Dc8-e8 31.Kd1-c2 Te7-d7 32.Kc2-b2 Se6-g7 33.Sd3-f4 Tf7-e7 34.Kb2-a1
Die Einschätzung der Stellung hat sich nicht gewandelt. Sie ist nach wie vor etwa ausgeglichen. Doch Karpow hat nun seinen König am anderen Flügel in Sicherheit gebracht und steht bereit, mit dem g-Bauern vorzustoßen. Schwarz war hingegen zu völliger Passivität verurteilt. Die Bauernkette und die beiden weißen Türme (Druck gegen b7) engten sein Spiel wirksam ein.

34…De8-f7 35.Tb1-g1 Sg7-e6 36.Sf4-d3 Se6-g7 37.g2-g4! h5xg4 38.Tg1xg4 Sg7-h5 39.Tb3-b1
Auch der zweite Turm wird zum Königsflügel gebracht.

39…Df7-e6 40.Dh3-f3 Te7-g7 41.Tb1-g1
SCHACH: Schwarz ist vor allem damit beschäftigt, seine Schwächen am Königsflügel zu verteidigen. In den nächsten 30 Zügen ändert sich daran nur wenig, doch bringt der Weltmeister dabei auch seinen König auf "seinen" Flügel zurück, denn er muss einer Aktion via Dd8-a5 vorbeugen.

41…Td7-e7 42.Ka1-b2 Kh7-h6 43.Kb2-c3 De6-f7 44.Sd3-f4 Sh5xf4 45.Tg4xf4 Te7-e6 46.Kc3-d2 Df7-e7 47.Kd2-e2 Kh6-h7 48.Ke2-f1
[48.Tf4-g4 f6-f5 49.Tg4-g5 De7-f6 50.h4-h5 verspricht schon deutlichen Vorteil. 50…Df6xd4 51.h5xg6+ Kh7-g8 52.Df3xf5 Dd4-b2+ 53.Ke2-f1 Db2-a1+ 54.Kf1-g2 Da1-f6 55.Df5xf6 Te6xf6 56.Kg2-f1 ]

48…Kh7-h6 49.Tg1-g3 Kh6-h7 50.Tf4-g4 De7-f7 51.Tg4-f4 Kh7-h6 52.Kf1-g1
Die Rückkehr ist perfekt.

52…Kh6-h7 53.Kg1-h2 Kh7-h6 54.Df3-g2 Kh6-h7 55.Kh2-g1
Noch einmal ändert der König seine Aufstellung.

55…Te6-e8 56.Dg2-f3 Te8-f8 57.Kg1-f1 Df7-e7 58.Df3-d1 De7-e8 59.Dd1-b1 Kh7-h6 60.Kf1-e2
Verglichen mit der Anfangsstellung hat Weiß im gegnerischen Lager einige weitere Schwächen provoziert. Das muss objektiv noch nicht gewonnen sein. Aber unter dem ständigen subtilen Druck wird Schwarz sicher über kurz oder lang einen Fehler machen.

60…De8-d8 61.Tf4-g4 Tf8-g8 62.Ke2-f1 Dd8-e8 63.Db1-d1 De8-e6 64.Dd1-f3 Tg7-f7 65.Kf1-g1 Tf7-g7 66.a2-a3
SCHACH: Sehr wichtiger Zug, denn sonst könnte Schwarz gelegentlich auf eine dreifache Stellungswiederholung hinweisen.

66…Tg7-e7 67.Kg1-h2
Und wir bekommen noch eine Königswanderung zu sehen.

67…Te7-f7 68.Tg4-f4 Kh6-h7 69.Df3-d1 Kh7-h6 70.Dd1-d3
SCHACH: Damit kann Karpow das in diesem Moment starke Vorrücken e3-e4 erzwingen.

70…De6-e8 71.e3-e4 d5xe4 72.Tf4xe4 De8-d7
[72…Tf7-e7?? 73.Dd3-e3+ ]

73.Dd3-e3+ Kh6-h7 74.Te4-e6 Tg8-g7
Durch die Öffnung der e-Linie hat sich der weiße Druck weiter erhöht. Sein König steht hingegen absolut sicher.

75.Tg3-f3 f6-f5
SCHACH: Jetzt fast unvermeidlich, doch erhält danach Weiß neue Chancen.

76.h4-h5!
Ein Bauernopfer schwächt die gegnerische Verteidigung weiter. SCHACH: Ein für derartige Lagen typisches Bauernopfer vergrößert die Wirkung der weißen Schwerfiguren.

76…g6xh5
[76…g6-g5? 77.De3-e5 f5-f4? 78.De5-e4+ ]

77.De3-h6+ Kh7-g8 78.Tf3-e3 Dd7-c7+ 79.Kh2-h3 Tf7-e7?
Den Abtausch übersteht Schwarz bereits nicht mehr. Jetzt kommt der weiße Raumvorteil zum Tragen.

80.Te6xe7 Tg7xe7 81.Dh6-g6+ Kg8-f8 82.Dg6-f6+ Kf8-e8 83.Df6-h8+ Ke8-d7 84.Te3xe7+ Kd7xe7 85.Dh8-g7+
Schwarz gab auf. Seine Bauern fallen mit Schach.

85…Ke7-d8 86.Dg7-f8+ Kd8-d7 87.Df8xf5+ Kd7-e8
[87…Kd7-e7 88.Df5-h7+ Ke7-d8 89.Dh7xc7+ Kd8xc7 90.Kh3-h4 ]

88.Df5xh5+ Dc7-f7 89.Kh3-g4 Ke8-e7 90.Dh5xf7+ Ke7xf7 91.f2-f4 1-0