Unzweifelhaft haben wir ein geschlossenes Zentrum vor uns. Die weißen Figuren sind in Richtung Königsflügel ausgerichtet und nach den Postulaten der Schachstrategie muss nun ein Bauernvorstoß an diesem Flügel der richtige Plan sein. In der schachlichen Praxis wird Weiß damit durchaus Erfolg haben, denn die schwarzen Figuren haben gewisse Probleme an den Königsflügel zu kommen.
20.Dh5
Karpow brandmarkt dies als schweren Fehler und empfiehlt einen Vorstoß gemäß nachfolgender Variante. [20.h4
Sh7
21.Sf3
Sf6
22.g4
Tc7
23.g5
Die schwarzen Züge habe ich in die Variante eingefügt, denn Karpow hatte sich bei seiner Analyse nicht darum geschert, dass auch Schwarz hin und wieder am Zuge ist. Nach Durchführung des genannten Planes sieht er Weiß "entscheidend" im Vorteil. Darüber kann man natürlich streiten, aber ganz sicher spielt sich die Stellung des Anziehenden wesentlich angenehmer und er hat gewiss gute praktische Chancen.]
20…Sh7
21.Sf3
c4
Auch Schwarz folgt den allgemeinen Prinzipien für diesen Stellungstyp. Da am Königsfügel im Moment nichts gravierendes droht, strebt er nach einem Gegenschlag auf der anderen Brettseite.
22.Lf1!?
Das dürfte ein ernsthafter Fehler sein. Der Zug leistet nichts für den weißen Angriff am Königsflügel. [Folgerichtiger erscheint 22.Sg4
Sf6
23.Sxf6+
(23.Dh4
Sxg4
24.Dxg4
) 23…Lxf6
24.Dg4
Dd6
25.Lxh6
Sb4
]
22…cxd3
23.cxd3
Sg5
24.Lxg5
Lxg5
25.Sg4
Kf8
Ein vorbeugender Zug, freilich nicht unbedingt notwendig. [Karpow verweist auf weiße Angriffsideen etwa wie folgt: 25…Sb4
26.h4
Lf6
27.Sxf6+
Dxf6
28.g4
mit guter Perspektive für den Anziehenden.]
26.Le2
[26.h4
Lf6
27.Sxf6
Dxf6
28.g4
Im Unterschied zur vorigen Variante spielt Schwarz nun 28…Ke7
und kann nach 29.g5?
hxg5
30.hxg5
Dd6
die h-Linie besetzen.]
26…Lf6
27.h4
Dd6
28.Sfh2
Se7
29.Taf1
Sg8
30.Ld1
Tc7
31.Lb3
Tec8
Der weiße Angriff ist versandet, weil Tschigorin ihn nicht mit dem richtigen Bauernsturm eingeleitet hat. Hingegen konnte Schwarz nicht nur alles zusammen halten, sondern zugleich am anderen Flügel eine Linie öffnen und seine Schwerfiguren in Stellung bringen.
32.Sf2?
Ld8
[Die konsequente Fortsetzung des Aufmarschs am Damenflügel bestand in 32…a5!
33.a3
a4
34.La2
b4
]
33.De2
[33.a3
Sf6
34.Df3
Sd7
35.Dh5
Sc5
]
33…a5
34.Sf3
a4
35.Ld1
Lc6
Schwarz stand hier eine Reihe guter Züge zur Verfügung. Die Überführung des Läufers ist einer davon.
36.g4
Nun unternehmen die Königsflügelbauern zwar noch einen zaghaften Versuch, aber der kommt zu spät.
36…f6
37.Sh3
[37.g5
fxg5
38.hxg5
hxg5
39.Sxg5
Dh6+
40.Dh5
Dxh5+
41.Lxh5
Lxg5
42.Txg5
Sf6
mit kleinen, aber dauerhaften Vorteilen für Schwarz. Dennoch hätte Weiß so etwas versuchen sollen.]
37…Le8
38.Dh2
Lf7
39.a3
Lb3
Jetzt erkennen wir das Ziel des Läufermanövers: Schwarz will die weißfeldrigen Läufer tauschen, damit seine Türme auf der c-Linie eindringen können.
40.Sf2
Lxd1
41.Sxd1
Tc2
Wir klinken uns hier aus der Partie aus. Wir haben einen Eindruck gewonnen, wie die weiße Strategie nur halbherzig vorgetragen wurde und schließlich scheiterte. Hingegen war der schwarze Gegenstoß ein voller Erfolg. Schwarz gewann die Partie eindrucksvoll. Die Schlussphase ist in Herderschach-Trainingseinheit Nr. 37 nachzulesen. 0-1