Einzel-Schnellturnier 2023

Bild Am zweiten Tag der Einzel-Schnellturniere trafen sich die Mädchen und die oberen Klassenstufen zum sportlichen Vergleich. Die Hoffnung, dass es dabei ruhiger zugehen würde als tags zuvor, erfüllte sich leider nicht. Von gewohnter Turnieratmosphäre war man weit entfernt. Der "Abi-Streich" am gastgebenden Andreas-Gymnasium tat mit dröhnenden Party-Beats ein Übriges. Das Turnierfeld der Mädchen musste wegen dieses Lärms sogar nach zwei Runden den Raum wechseln.
Auch sportlich konnten die älteren Spieler nicht überzeugen. Selbst die Turniersieger erreichten nicht das Spielniveau, welches wir aus früheren Jahren gewohnt waren.

Ein Turnierverlauf wie eine Achterbahnfahrt

Bild Atmosphäre hin, Spielniveau her – für Spannung war gesorgt! Und daran beteiligten sich unsere Spieler wie gewohnt. Das Turnier glich allerdings aus unserer Sicht einer ziemlichen Achterbahnfahrt.
Diese Fahrt begann sehr rasant. In den ersten beiden Runden kamen gleich sieben Spieler aus unserer zehnköpfigen Mannschaft zu Doppelsiegen. Nur die Mädchen ließen in Runde 2 schon Punkte liegen, und bei Ziyi zeichnete sich früh ab, dass er heute den falschen Fahrschein gelöst hatte.

In Runde 3 kam der Zug dann erst einmal ins Stocken. Nur Robert und Kirill blieben in der Erfolgsspur, Alexander gab ein Remis ab. Diese drei Spieler erfreuten uns auch in der vierten Runde mit konzentriertem Spiel. Erneut holten sie 2½ Punkte, wobei das Remis diesmal bei Kirill verzeichnet wurde.

Datha, Cosmo und Konstantin hatten in den beiden letzten Runden punktemäßig auf einer Haltestelle verharrt. Dass sie diese Enttäuschungen wegsteckten und in Runde 5 wieder das Brett als Sieger verließen, ist ihnen hoch anzurechnen. Das hat in der Vergangenheit schon oft anders ausgesehen.
Vorn stand die Achterbahn weiter unter Dampf: Alexander gewann erneut, Robert gewann das interne Duell gegen Kirill und stand weiter bei 100%.
Ziyi zeigte, dass er trotz Rückschlägen ein Kämpfertyp ist, und kam mit drei Punkten wieder dichter an die Spitzengruppe heran. Ebenfalls bei drei Punkten verharrte Jakob. In Runde 3 hatte er in hoch überlegener Stellung die Zeit überschritten. In der zweiten Turnierhälfte wollte ihm dann aber nichts mehr gelingen. Die lange Schachpause war zu spüren: Das schachliche Können ist noch immer da, doch die Zeiteinteilung geriet ihm völlig aus den Fugen.

Wechselte der Beobachter in den Raum des Mädchenturniers, sah er auch dort meist Partien, die auf der Uhr statt auf dem Schachbrett entschieden wurden. Lena und Nastja gelang es noch nicht, im rechten Moment ihr Spiel zu beschleunigen. Selbst die Angst vor der Zeitüberschreitung lähmte oft die klaren Gedanken und die guten Ideen. Immerhin erreichte vor allem Nastja mit einer Siegesserie in den letzten drei Runden noch ein ansprechendes Ergebnis. Das Turnier der Mädchen über alle Klassenstufen wurde aber ausgerechnet von den Sechstklässlerinnen dominiert, so dass sie nicht mehr in die Nähe der Spitze ihrer Klassenwertung kam.

Finalrunden mit guten Ergebnissen

Bild Bild In den beiden letzten Runden galt unser Augenmerk natürlich dem Kampf um die Medaillen. In Runde 6 mussten ausgerechnet unsere Hoffnungsträger Alexander und Robert ihre einzigen Niederlagen hinnehmen. Beide unterlagen den jeweiligen Turniersiegern. Diese hatten kurioserweise das Turnier mit einer Niederlage begonnen und erst dann Fahrt aufgenommen. Die Ansetzungen werden ja hier ohne Basis einer Setzliste vorgenommen, so dass schon in Runde 1 Spitzenpaarungen möglich gewesen sind.
Dennoch mussten auch diese Niederlagen nicht sein. Robert hatte schon eine Figur gewonnen, geriet aber dann in ein sehenswertes Mattnetz auf sich kreuzenden Diagonalen. Alexander wickelte wohl schon in der Eröffnung zum Figurenverlust statt zum möglichen Figurengewinn ab, kämpfte dann sehr stark mit einer Minusfigur, konnte seinen Gegner aber nicht mehr ernsthaft in Verlegenheit bringen.
In Runde 7 fanden beide Spieler wieder zu ihrer Stärke zurück, gewannen souverän und mussten nun auf die Buchholz-Wertung hoffen. Vor allem Robert und sein punktgleicher Gegner hatten wohl gegen die gesamte Spitzengruppe gespielt. Bei hohen Wertungszahlen entschied ein einziger Buchholz-Punkt knapp gegen unseren Spieler. Hingegen hatte Alexander im Kampf um Platz 2 der Klasse 8 die Nase nach Feinwertung deutlich vorn.
Mit einem schönen Endspurt (3 Siege) sicherte sich Konstantin (Foto links) noch überraschend Platz 4 knapp vor Kirill (Foto rechts), der mit einem abschließenden Remis einen der potentiellen Gegner von Robert aus dem Rennen nahm.

Zwei bis drei Silbermedaillen

Bild Zweimal also Silber in den großen Feldern der Klassen 7 und 8. Diese Bilanz kann sich sehen lassen und knüpft an beste Herderschach-Traditionen an. Mit insgesamt neun Top-Ten-Platzierungen egalisieren wir sogar den Rekord in dieser Statistik.
Robert (Foto oben links) und Alexander (Foto oben rechts) haben ein starkes Turnier gespielt. Bisher waren sie meist daran gescheitert, dass sie ihr Können nicht über die gesamte Distanz zeigten. Das gelang heute viel besser. Mit "Spiro" und Kirill haben wir guten Anschluss an die Spitzengruppe geschafft. Cosmo und Datha landen im Mittelfeld. Ziyi kann viel mehr und wird das auch bei nächster Gelegenheit wieder zeigen. Sicher kommen ihm Turniere mit längerer Bedenkzeit entgegen, dazu wird er künftig als Vereinsspieler Gelegenheit haben. Die kurze Bedenkzeit war auch der unbequemste Gegner für Jakob, Nastja und Lena.

Was will uns die merkwürdige Zwischenüberschrift sagen? Nun – Jakob bekam noch Silber in Klassenstufe 11. Nur gab es dort auch nur zwei Teilnehmer. Die "Freude" über eine solche Medaille hielt sich natürlich in Grenzen. Ähnlich kuriose Medaillenvergaben gab es in mehreren Klassenstufen beim Mädchenturnier. Das Ärgernis solcher Medaillen zum Schleuderpreis ist nicht neu. Vielleicht sollte man künftig in die Ausschreibung eine Mindest-Teilnehmer(innen)zahl aufnehmen, bei deren Unterschreitung mehrere Klassenstufen zusammengelegt werden.


Bericht und Fotos: Thomas Binder